Vernetzungsveranstaltung in Kassel
Das EVG-Wahlmodell ist nicht mehr aufzuhalten. Auch im Bereich des Schienenpersonennahverkehrs können immer mehr Kolleginnen und Kollegen selber entscheiden, ob sie mehr Geld, sechs Tage mehr Urlaub oder eine Arbeitszeitverkürzung wollen.
In 26 SPNV Unternehmen führt die EVG Tarifverhandlungen; in elf Unternehmen konnte das Wahlmodell bereits vereinbart werden. Gleiches gilt für den Fonds soziale Sicherung. Hier sind es bereits 13 Betriebe, in denen EVG-Mitglieder von den entsprechenden Leistungen profitieren werden. Nur bei der betrieblichen Altersvorsorge tut sich die Arbeitgeberseite stellenweise noch schwer. „Aber auch da werden wir nicht locker lassen“, machte EVG-Verhandlungsführerin, Regina Rusch-Ziemba auf der dritten Vernetzungsveranstaltung in Kassel deutlich.
Zahlreiche Eisenbahnerinnen und Eisenbahner aus Unternehmen, mit denen die EVG über einen Branchentarifvertrag verhandelt, waren zusammengekommen, um zu beraten, wie mit dem vorliegenden Angebot der Arbeitgeber umgegangen werden soll. „Wir wollen Eure Meinung hören, um dann gemeinsam eine Entscheidung treffen zu können“, stellte Regina Rusch-Ziemba fest. Zuvor hatten Mitglieder der Verhandlungsdelegation Ihre persönlichen Eindrücke von den Verhandlungen zum BranchenTV wiedergegeben. Sie machten allesamt deutlich, was auch die EVG-Verhandlungsführerin bestätigte: die sechs führenden Vertreter der SPNV-Branche sind sich nicht einig, was sie wollen und machen sich gegenseitig das Leben schwer.
„Eine kuriose Situation“, so Regina Rusch-Ziemba. „In den Verhandlungen, die wir mit jedem einzelnen Unternehmen führen, können wir ordentliche Lohnerhöhungen und das EVG-Wahlmodell für alle schon heute Beschäftigten durchsetzen. Im BranchenTV aber soll es Ungleichbehandlungen und Beschränkungen auf Neuausschreibungen geben. Das hätte zur Folge, einem bereits etablierten Niveau „hinterherlaufen“ zu müssen. „Das wird mit der EVG nicht zu machen sein“, stellte Regina Rusch-Ziemba fest.
Da in fast allen Unternehmen zwischenzeitlich gute Haustarifverträge abgeschlossen sind, die das EVG-Wahlmodell beinhalten, bestehe kein Grund zur Eile. „Wir haben über die Haustarifverträge erreicht, was einfacher über einen einheitlichen Branchentarifvertrag hätte festgeschrieben werden können, jetzt warten wir erst einmal ab, ob sich die Arbeitgeberseite nicht doch noch auf eine einheitliche Sichtweise einigen kann, dann werden wir einen neuen Anlauf unternehmen“, machte Regina Rusch-Ziemba deutlich. Eine Auffassung, die von allen Anwesenden geteilt wurde.
Einig waren sich die Teilnehmer der Vernetzungsveranstaltung auch, dass man die Zeit bis dahin nutzen wolle, um gemeinsam an gewerkschaftlichen Lösungsansätzen im Hinblick auf Herausforderungen, die es im Nahverkehr gebe, zu arbeiten. Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal hatte eine Fachkonferenz vorgeschlagen, in der man über den Tellerrand hinaus blicken wolle. „Wir sollten die Busse, die Werkstätten, das Netz und den Vertrieb dazu holen und gesamthaft die Themen diskutieren, die uns auf den Nägeln brennen“, sagte er. „Es gibt kein Problem, dass nur eine Personengruppe hat, wenn einer ein Problem hat, dann ist das unser aller Problem und wir arbeiten gemeinsam an Lösungen“, so Torsten Westphal. Die EVG lebe Gemeinschaft und der Zusammenhalt untereinander werde gerade in dieser Haltung deutlich.
Unter dieser Prämisse soll die gemeinsame Fachkonferenz stattfinden. Als Termin ist Frühjahr 2019 angedacht.