Vortrag zum „belgischen Modell“: EVG-Frauen und Senior:innen bleiben am Thema Pflege dran
Rund 20 EVG-Kolleg:innen waren digital zu einem Input zum Thema „24-Stunden-Betreuung/belgisches Modell“ zusammengekommen. Als Referent konnte Dr. Martin Varga vom DGB gewonnen werden. Er ging auf die Ausgangslage und Probleme bei haushaltsnahen Dienstleistungen und der „24-Stunden-Betreuung“ ein, bevor er das sogenannte „belgische“ Modell vorstellte.
Dabei geht es um Gutscheine, die vom Staat als Zuschuss bereitgestellt werden. Mit ihnen kann man bei einer zertifizierten Agentur haushaltsnahe Dienstleistungen beauftragen. Die maximale Förderhöhe liegt bei 13,30 € pro Arbeitsstunde bzw. 6.500€ im Jahr. Die Beschäftigten, hauptsächlich Frauen, sind alle sozialversichert und (mindestens) zum Mindestlohn beschäftigt sowie nicht in den Haushalten untergebracht.
Aktuell ist im Koalitionsvertrag vorgesehen, ein ähnliches Modell in Deutschland zu etablieren. Dies würde faire Arbeitsbedingungen schaffen und Pflegende finanziell entlasten. In einer ersten Ankündigung durch das Bundesarbeitsministerium war von einer jährlichen Förderung von max. 2.000€/Jahr für haushaltsnahe Dienstleistungen durch zertifizierte Unternehmen die Rede.
Der Vortrag war als Fortsetzung der letzten Diskussions- und Informationsrunde zu den Anforderungen zur Bundestagswahl von der Bundessenioren- & Bundesfrauenleitung gemeinsam auf den Weg gebracht worden.
Die Kolleg:innen diskutierten im Nachgang insbesondere darüber, welche Möglichkeiten es gibt, Betreuungsmöglichkeiten so zu gestalten, dass die Betreuungskräfte, die zu Pflegenden und ihre Angehörigen zufrieden sind und alle fair behandelt werden.
„Aktuell gibt es leider wenig bzw. kaum Möglichkeiten, eine Betreuung und Haushaltsnahe Dienstleistungen fair zu gestalten. Viel zu oft noch stecken dann die Kolleginnen zurück, übernehmen die häusliche Pflege und können am Ende ihren Lebensunterhalt weder jetzt noch im dritten Lebensabschnitt sichern“, so Nadja Houy als Vorsitzende der Bundesfrauenleitung zu der besonderen Betroffenheit von Frauen.
„Klar ist, es braucht endliche eine echte Pflegereform. Das Gutscheinmodell nach belgischem Vorbild für haushaltsnahe Dienstleistungen ist ein erster Schritt, es muss aber dringend mehr passieren“, schließt sich Annegret Pawlitz, Vorsitzende der Bundesseniorenleitung, hier an.
Im September geht es weiter mit dem Thema, ein weiterer Input zum Thema ‚Arbeitsbedingungen in der häuslichen Betreuung‘ durch die Kolleginnen des DGB-Projekts „Faire Mobilität“ ist in Vorbereitung.