„Wir dürfen nicht nachlassen” - Bundesfrauenleitung stellt sich auf schwierige vier Jahre ein

Auf der Sitzung der Bundesfrauenleitung Anfang März in Fulda standen unter anderem die Aktualisierung der Satzung und Richtlinie Vielfalt sowie die Koalitionsverhandlungen der künftigen Bundesregierung auf dem Programm. Außerdem wurde die Frage diskutiert, wie wir mehr Frauen für die EVG gewinnen können.

Auch die bevorstehende DGB-Bundesfrauenkonferenz 2025 wurde behandelt, wobei zahlreiche Anträge zu verschiedenen Aspekten des Arbeitslebens von Frauen eingebracht werden sollen. Besonders rege wurde die Antragsidee „Sichere Arbeitswege“ erörtert, bei dem die Kollegin Susann Domning einen wichtigen Punkt ansprach: Das Sicherheitsbedürfnis in den Bahnen ist sowohl bei unseren Kolleg:innen als auch Fahrgästen erhöht. Die Finanzierung von Sicherheitssystemen, wie solche, die Videoüberwachung im Zug direkt vor Ort sichern und abrufbar machen, hängt jedoch von politischen Entscheidungen ab. Hier müssen wir uns verstärkt für die Sicherheit unserer Kolleg:innen einsetzen.

Am Abend folgte dann ein sehr emotionaler Moment: nach mehr als 30 Jahren in der Bundesfrauenleitung, davon 23 Jahre als Vorsitzende, wurde die geschätzte Kollegin Erika Albers aus dem Gremium verabschiedet. Sie hatte ihren Rücktritt aus Altersgründen angekündigt. „Du hast dich immer konsequent und mit vielen guten Argumenten für die EVG Frauen eingesetzt und warst neuen Ideen und Ansätzen stets offen gegenüber. Liebe Erika, du wirst uns fehlen“, fasst Nadja Houy das mehr als bemerkenswerte Engagement zusammen.

1994 war sie die erste Frau im Aufsichtsrat der DB AG und von 1995 bis 2018 im Aufsichtsrat der DB Cargo tätig. Erika wird der EVG aber weiterhin als Sprecherin von EVG Geschichte erhalten bleiben und sicher auch noch das ein oder andere Seminar als Referentin begleiten. „Ich bin ja nicht weg“, so Erikas Worte zum Abschied.

Ferner wurde der Sozialstaatsradar 2025 vorgestellt. Diese Untersuchung zeigt, dass viele Menschen in Deutschland großen Wert auf den Sozialstaat legen und bereit sind, höhere Abgaben zu zahlen, um bessere Leistungen zu erhalten. Die Problematik der Altersarmut, insbesondere bei Frauen aufgrund ihrer Erwerbsbiografien, wurde ebenfalls angesprochen. Zudem wurde das Thema Fahrvergünstigungen und die Umstellung auf die MobiDig App behandelt. Dank zahlreicher Protestbriefe der Gewerkschafter:innen hat die DB die Umstellung von Automaten auf die App auf Ende 2026 verschoben und zusätzliche Hotlines eingerichtet.

Im Bereich Frauen-, Familien- und Gleichstellungspolitik wurde primär das Scheitern einer Reform zu Schwangerschaftsabbrüchen im Rechtsausschuss kritisiert. „Die Vorschläge entsprachen unserer Beschlusslage. Wir bedauern sehr, dass jetzt nicht einmal im Bundestag darüber abgestimmt wurde. Hier wurde eine wichtige Chance, Frauen die Freiheit der eigenen Entscheidung zu geben, vertan“, so Nadja Houy. 

Trotz gescheiterter Koalition gab es positive Entwicklungen: Das Mutterschutzgesetz wurde geändert, um auch bei Fehlgeburten früheren Schutz zu gewährleisten und über das Gewalthilfegesetz finanziert der Bund Hilfsmaßnahmen und Angebote in den Bundesländern mit. Allerdings war sich hier das gesamte Gremium einig, dass viel zu viel Zeit bis zur Umsetzung des Rechtsanspruches auf Schutzplätze und Beratung für gewaltbetroffene Frauen (ab 2032) vergeht.

Auch der aktuelle Tarifabschluss wurde zusammen diskutiert, so vor allem das EVG-ZUG-Modell (Zusatzgeld), das ab 2026 jährlich an Schichtarbeitende und ab 2027 an alle ausgezahlt werden soll. Dieses Modell ermöglicht es, zusätzliches Geld in zwei freie Tage umzuwandeln - ein Vorteil besonders für Frauen in Schichtarbeit. 

Abschließend berichteten die Kolleginnen aus den einzelnen Arbeitskreisen der Bundesfrauenleitung. Besonders in Erinnerung blieb der Beitrag aus dem Arbeitskreis Geschichte: Erika Albers sprach über Marianne Förster, eine Widerstandskämpferin und Jüdin, die Zwangsarbeit bei der Reichsbahn leisten musste. Genauso erwähnenswert waren die Berichte aus den anderen Arbeitskreisen, bspw. plant der AK Nachhaltigkeit gerade einen Vortrag zur konkreten Praxis zum Lieferkettengesetz bei der DB AG.

Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurde auf den WhatsApp-Kanal „EVG Frauen“ hingewiesen, der aktuelle Informationen, Seminar-Hinweise und Veranstaltungstipps bietet. Die Sitzung endete mit einem Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und dem gemeinsamen Ziel, die Position von Frauen in der Gewerkschaft und im Berufsleben nachhaltig zu stärken.

„Die nächsten vier Jahre werden ganz sicher nicht einfach werden. Für uns als Gewerkschaft, für die Eisenbahn- und Verkehrsbranche und auch für uns als Frauen. Wir müssen zeigen, dass Gleichstellung, Mitbestimmung und eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik weiter richtig und wichtig sind. Da dürfen wir nicht nachlassen“, so Houy abschließend.