„Wir können bei der Wohnungspolitik nicht weiterhin im Schlafwagen durchs Land fahren“

In der heutigen Gesellschaft ist das Thema Wohnen mehr als nur ein Grundbedürfnis; es ist eine zentrale Herausforderung, die uns alle betrifft. Bei der ersten Wohnveranstaltung der EVG in Fulda haben sich Kolleg:innen, darunter Aufsichtsrät:innen der Eisenbahn-Wohnungsgesellschaften, zwei Tage mit dem Thema Wohnen aus verschiedenen Perspektiven auseinandergesetzt.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Marion Carstens, Abteilungsleiterin Sozialpolitik und Teilhabe, mit dem klaren Appell: „Wohnen ist nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung“. Der Parlamentarische Staatssekretär Sören Bartol konnte aufgrund einer Sitzungswoche nicht persönlich da sein, sendete aber eine digitale Botschaft.

Holger Naujoks, Hauptpersonalrat der BEV, warf einen Blick auf die Geschichte und erläuterte dadurch, dass es in der Vergangenheit verschiedene Konzepte gab, um das Problem des Wohnraumes zu lösen. Josef Vogel, Vorsitzender der ARGE Eisenbahnergenossenschaften, ergänzte: „Wir stehen in der Aufgabe, bezahlbare Wohnräume zu sichern. Denn Wohnungen sind Sozialgut, nicht nur Wirtschaftsgut.“ Er betonte, dass die Herausforderungen groß sind, aber dankbar sei, mit der EVG auf der gleichen Seite zu kämpfen.

Patrick Schreiner, Gewerkschaftssekretär im Bereich Wirtschaftspolitik der ver.di-Bundesverwaltung, sprach über die Herausforderungen im Wohnungsbau aus gewerkschaftlicher Sicht. Dabei zeigte er die drastische Lage und die Forderungen der Gewerkschaften auf. Metaphorisch stellte er klar, dass man mit Wohnungen nicht spekulieren sollte: „Wenn wir uns Kartoffeln nicht leisten können, kaufen wir Nudeln. Für eine Wohnung gibt es aber kein Ersatz.“ Während der Diskussion mit den Teilnehmenden waren sich alle einig: „Wohnraumversorgung ist eine öffentliche Aufgabe.“

Ein Highlight der Veranstaltung war der Vortrag der PAUL Tech AG zum Thema „Wohnen 4.0“. Hierbei wurde präsentiert, wie moderne Technologien und Künstliche Intelligenz dazu beitragen können, Wohnraum klimafreundlicher zu gestalten und dabei noch Geld zu sparen sei. Nach der Vorstellung des Wo-Mo-Fonds durch die Geschäftsführerin Tanja Trost,wies Franziska Ackermann auf den bevorstehenden 20. Geburtstag des Fonds soziale Sicherung hin. 

Nachdem der Abend dann ganz im Zeichen der Vernetzung gestanden hatte, informierte EVG-Kollege Michael Argauer über die Rolle des Aufsichtsrats, die Gesetze für Genossenschaften und die Hürden der Aufsichtsratsarbeit in Wohnungsgesellschaften. Hieran schloss sich ein lebhafter Austausch unter den Aufsichtsratsmitgliedern im Raum an. 

Zum Abschluss der Veranstaltung konnten wir Stefan Körzell, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des DGB, begrüßen. Nach seinem persönlichen Glücksmoment, drei Minuten vor Plan mit dem Zug in Fulda angekommen zu sein, stellte er klar, dass „Wohnen gesellschaftlicher Sprengstoff ist, da es alle betrifft.“ „Wir können bei dem Thema der Wohnungspolitik nicht weiterhin im Schlafwagen durchs Land fahren”, stellte er in guter Eisenbahner:innenmanier fest. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben deswegen seit mehreren Jahren einen Fokus daraufgelegt, um der sozialen Frage Antworten entgegenstellen zu können.“ Für unsere Wünsche einer neuen Wohngemeinnützigkeit, einem Anschub beim Wohnungsbau und der Verantwortung der Arbeitgeber sich dem Thema Werkswohnungen und Mitarbeiterwohnen mehr anzunehmen, brauchen wir Gewerkschafter:innen einen langen Atem."