Zukunftswerkstatt NE-Bahnen: Forderungen für die ganze Branche im Blick
Wenn aus geplanten fünf Stunden am Ende fast sechs werden und die Zahl der Teilnehmenden auch beim letzten Thema noch dreistellig ist - dann kann man von einem Erfolg sprechen. Das gilt für die jüngste Zukunftswerkstatt, in deren Verlauf unter anderem das Forderungspaket der EVG für die anstehende Tarifrunde im NE-Bereich erörtert wurde.
Gleich zu Beginn konnten die Ergebnisse aus der Mitgliederbefragung präsentiert werden. Die hohen Zustimmungswerte zur Honorierung von Fachwissen und der Einführung des Fonds für Mobilität und Wohnen bestätigten erste Diskussionen, die bereits in einigen Tarifkommissionen geführt wurden: Das sollten die aktuellen Kernforderungen sein, die im gesamten Organisationsgebiet der EVG durchgesetzt werden.
Tanja Trost, künftige Geschäftsführerin des „WoMo-Fonds“, gab einen Überblick über Wünsche, die seitens einiger Mitglieder bereits an sie herangetragen wurden. So solle der Fonds beispielsweise einen Zuschuss für ein Elektrofahrrad zahlen, um umweltfreundlich zum Arbeitsplatz radeln zu können oder bei den Heizkosten unter die Arme greifen. EVG-Vorstand Kristian Loroch zeigte Lösungen für die gesamte Branche auf.
Ausführlich diskutiert wurde über den BranchenTV SPNV, den die EVG weiterentwickeln und mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen im Nahverkehr abschließen will. Dass an diesem Ziel unbedingt festgehalten werden soll, machten die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt unmissverständlich deutlich.
Chancen auch durch das TEG
Breiten Raum nahmen auch die aktuellen Entwicklungen im Hinblick auf das Tarifeinheits-gesetz (TEG) ein. Wie sich die EVG positionieren wird und wie in strittigen Betrieben vorgegangen werden kann, wurde unaufgeregt erörtert. „Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, werden wir darauf vorbereitet sein“, so EVG-Vorstand Kristian Loroch. „In den Betrieben, in denen unsere guten und den Interessen der Beschäftigten entsprechenden Tarifverträge aufgrund anderer Mehrheitsverhältnisse verdrängt werden, werden die Kolleginnen und Kollegen schnell merken, welche tariflichen Leistungen sie dann nicht mehr in Anspruch nehmen können. Da bieten sich in den nächsten Jahren ganz neue Chancen für uns.“
Unterschiedliche Arbeitswelten in der Pandemie
Dass die Tarifarbeit der EVG innovativ und nah an den Interessen der Kolleginnen und Kollegen ist, zeigte sich während der Zukunftswerkstatt beim Thema Homeoffice. Zwei Kolleginnen, Petra Pohl, Betriebsrätin bei DB Cargo und Yvonne Liska, Betriebsrätin und Busfahrerin bei WestfalenBus, machten stellvertretend für viele andere deutlich, wie unterschiedlich sie ihren Arbeitsalltag in der Pandemie erleben – im Homeoffice oder am Arbeitsplatz.
Petra, die im Homeoffice arbeitet, forderte unter anderem ein „Recht auf Nichterreichbarkeit“ ein. „Ich habe das Gefühl, dass der Arbeitgeber bei mir eingezogen ist, weil ich ständig angerufen werde.“ Yvonne hingegen befand die ständige Bedrohung durch das Coronavirus als belastend. „Wir haben zwar eine Trennwand im Bus, den so genannten Spuckschutz, trotzdem habe ich immer ein ungutes Gefühl, wenn die Schulkinder dicht gedrängt bei mir im Bus stehen.“
Welche tariflichen Regelungen nötig sind, um diese und viele andere Probleme zu lösen, soll nun in verschiedenen Workshops und Arbeitsgruppen erörtert werden. „Wenn wir dazu in der Tarifrunde 2023 verhandeln, werden wir Forderungen die gesamte Branche aufstellen und die nicht vergessen, die kein Homeoffice machen können“, so EVG-Vorstand Kristian Loroch.