Die etwas andere Sommertour: eine ganze Woche ist der EVG-Vorsitzende Martin Burkert auf Betriebsbesuchen in Bayern. Besucht werden Standorte querbeet durch unser Organisationsgebiet.
Hier und bei weiteren Mitgliedertreffen sind die Kolleg:innen eingeladen, die Themen, die sie bewegen, mit dem EVG-Vorsitzenden zu diskutieren. „Wir haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte unserer Mitglieder“, so Martin. „Und nirgendwo können wir darüber besser sprechen als in der gewohnten Arbeitsumgebung. Ich freue mich auf viele interessante Gespräche.“ Die Strecken zwischen den Standorten legen Martin und Co. mit dem Fahrrad zurück.
Kolleg:innen besuchen Kolleg:innen - so ist das bei der EVG
Auftakt in Plattling: Die 13.000-Einwohner-Stadt in Niederbayern gilt als Eisenbahnerstadt. Im 19. Jahrhundert hat der Aufschwung der Eisenbahn wesentlich zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Von der einstigen Größe zeugt heute noch eine Modellanlage, die der Historische Eisenbahn-Verein (HEV) in einer ehemaligen Werkstatt aufgebaut hat und immer noch weiter ausbaut.
In der heutigen Eisenbahn-Realität kämpfen die EVG und die Beschäftigten um den Erhalt des kleinen Reisezentrums im Bahnhof Plattling. „Ich würde schon noch gerne viele Jahre hier weiterarbeiten, aber Ende 2024 soll hier Schluss sein“, berichtet die junge Reiseberaterin, die wir im Reisezentrum antreffen. „Im neuen Verkehrsvertrag für das Donau-Isar-Netz sieht ein Reisezentrum für Plattling nicht vor.“ Stattdessen sollen Ende des Jahres die Arbeiten für ein Video-Reisezentrum beginnen, das von Beschäftigten aus Schweinfurt betrieben wird. „Dabei können wir hier über mangelnde Kundennachfrage nicht klagen“, ist sich die Kollegin sicher. „Wir kriegen die Leute hier kaum weg."
Den Eindruck bestätigt nicht nur der Augenschein der EVG-Besuchergruppe, sondern auch Harald Hammer, Leiter der EVG-Geschäftsstelle Regensburg. „Wir haben 7.000 Unterschriften für den Erhalt kleiner Reisezentren gesammelt.“ Die für die Ausschreibungen verantwortliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) reagierte mit der heutigen Allzweck-Antwort „Wir nehmen das mal mit.“ Wohin, blieb auch diesmal ein Geheimnis. Die jüngsten Ausschreibungen der BEG sehen, so Harald Hammer, allesamt keine Reisezentren mehr vor.
Wir besuchen an diesem Vormittag noch das Stellwerk, die Leit- und Sicherungstechnik und die Niederlassung der Netz AG. Hauptthema der Kolleg:innen: der Personalmangel. „Von Plattling und Landshut aus werden 14 Bahnhöfe gesteuert“, berichtet der Personaldisponent. „Und hierfür fehlen mir 17 Fahrdienstleiter. Die brauchen wir, um den Betrieb bei einem normalen Krankenstand aufrechtzuerhalten."
Sein Betriebsrat ergänzt, dass auch sieben Weichenwärter fehlen. „Die brauchen wir aber für einen sicheren Betrieb.“ Obwohl beide zugewiesene Beamte sind, ist für beide klar: Es muss deutlich mehr Wertschätzung her, insbesondere jetzt in Form eines guten Tarifergebnisses, in die Eisenbahnberufe wieder attraktiv zu machen.
Nach den Betriebsbesuchen geht es auf die Fahrräder. Mehrere EVG-Kollegen schließen sich dem Tross auf dem Weg nach Deggendorf und von dort mit dem Zug nach Regensburg an. In Regensburg werden wir am Mittwoch die nächsten Betriebe besuchen.