In jeder Betriebsstätte muss es sie geben, kein Zug darf ohne sie losfahren. Man braucht sie hoffentlich nie. Wenn man sie aber braucht, müssen sie funktionieren. Die Rede ist von Feuerlöschern. Die Integrationswerkstatt Ingolstadt ist darauf spezialisiert, sie zu warten. Mit einem Besuch in dieser Werkstatt starten wir in den dritten Tag unserer Sommertour.
„Mit 5.000 Stück pro Jahr haben wir angefangen, mittlerweile warten wir 50.000 im Jahr“, empfängt uns der Betriebsratsvorsitzende Michael Viehweider. Mit seinem 5er-Gremium ist er für vier Integrationswerkstätten zuständig; jeder der vier Standorte in Köln, Wanne-Eickel, Hannover und Ingolstadt ist auf ein bestimmtes Feld spezialisiert. „Organisatorisch sind wir dem Werk Fulda der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH angeschlossen, wirtschaftlich sind wir eigenständig."
Laut Gesetz müssen Feuerlöscher alle zwei Jahre gewartet werden, und dies geschieht in Ingolstadt selbstverständlich nach DIN-Norm. Heißt, die 14 Kollegen, die hier arbeiten, überprüfen alles ganz genau, sei es der Griff (aufgrund von Vandalismus oftmals beschädigt), sei es die innere Beschaffenheit des Körpers; auch tauschen sie das Löschmittel aus. Die Haltbarkeit des Löschmittels ist auf 25 Jahre begrenzt. Dann muss es entsorgt - und das heißt faktisch: verbrannt - werden.
Integrationswerkstatt heißt: hier arbeiten Kollegen, die aufgrund von Leistungsminderung oder gar Dienstuntauglichkeit ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben können. „Unser Anspruch ist, diesen Kollegen einen neuen Arbeitsplatz und damit eine neue Perspektive zu schaffen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Viehweider. In einem solchen Fall wird geprüft, ob ein Kollege für eine Arbeit in einer der Integrationswerkstatt in Frage kommt. Wenn es beiderseits heißt „Passt!“, wird er durch eine Mischung aus praktischer Ausbildung und Theorie-Wochen für die neue Aufgabe befähigt. Und jedem Kollegen, mit dem wir sprechen, merkt man die Freude an seiner Arbeit an und die Freude, seinen Teil zum am System Eisenbahn beizusteuern.
Dazu gehört auch, fabrikneue Feuerlöscher mit den vorschriftsmäßigen Prüf und Instandhaltungsnachweisen zu versehen. Diese dienen als Nachweis der ordnungsgemäßen Wartung. Ohne die entsprechende Plakette darf kein Feuerlöscher installiert werden. Hauptauftraggeber sind die Transporteuren DB Regio, DB Fernverkehr und DB Infrastruktur sowie selbstverständlich die Werke der DB FZI GmbH, aber zunehmend auch Busgesellschaften. Aufgrund der Zahl der Mitarbeitenden ist der Kundenkreis begrenzt. „Wir wollen grundsätzlich gerne auch mit anderen Geschäftsfeldern zusammenarbeiten“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Viehweider. „Wenn z.B. weitere Geschäftsfelder auf uns zukämen, würden wir das sicher sehr gerne prüfen.“
DB Fernverkehr ist bereits mit einem anderen Auftrag auf die Integrationswerkstatt zugekommen: der Wartung der Druckschutzklappen der ICE 1 und 3. Sie sorgen für den Druckausgleich, wenn der ICE mit Tempo 200 in einen Tunnel rauscht. 450 im Jahr schaffen die drei Kollegen, die hieran arbeiten. Ihnen brennt das Thema Tarifrunde auf den Nägeln. „Wir freuen uns, wenn ihr bald fertig werdet. Und wir hoffen, dass die DB einsichtig ist, was unsere Arbeit wert ist.“
Das haben wir heute gesehen. Haben sich die Befürworter einer Trennung von Netz und Betrieb darüber Gedanken gemacht, wer die Feuerlöscher im ICE wartet, zu welchem Preis und in welcher Qualität? Im Integrierten Konzern muss man sich solche Gedanken nicht machen. In Ingolstadt läuft alles. Im Verbundsystem Eisenbahn greift ein Rädchen ins andere, und jedes ist wichtig.
Von der Integrationswerkstatt geht‘s zum Bahnhof, und hier treffen wir weitere EVG-Mitglieder, Senioren und Aktive, die sich mit auf die nächste Rad-Etappe begeben wollen. Hier ist die größte Gruppe zusammengefunden. Günter Karl, Leiter der OSL Ingolstadt und Mitglied der Bundesseniorenleitung, übernimmt die Führung in Richtung Neuburg an der Donau.
Wieder ein Tag, an dem es hieß: Kolleg:innen besuchen Kolleg:innen - so machen wir das bei der EVG.