Betriebliche Arbeitszeitprojekte sind gemeinsame Projekte der örtlichen Betriebsparteien (Betriebsrat und Arbeitgeber). Mit ihnen können Probleme mit der Dienstplanung gelöst werden – und oft auch eine Reihe anderer Probleme. Ein Beispiel aus Schleswig-Holstein.
Was sollen Betriebliche Arbeitszeitprojekte (B-AZ-P) leisten?
B-AZ-P sollen Schicht- und Einsatzpläne verbessern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen und damit die Zufriedenheit der Beschäftigten steigern. Die Methoden: größtmögliche Einbeziehung der Beschäftigten, Ergebnisoffenheit und eine neutrale Moderation durch den Bereich HBP der Deutschen Bahn.
Beispielhaft ist das ablesbar am B-AZ-P für das neugebildete gemeinsame Bahnhofsmanagement für ganz Schleswig-Holstein bei DB Station&Service. Hier war durch die Neustrukturierung ein Betrieb mit 87 Beschäftigten entstanden, der sich über das gesamte Bundesland erstreckt.
Arbeitszeitprojekte können nie verkehrt sein.
Was waren hier die Probleme?
Vor allem drei: eine allgemeine Grund-Unzufriedenheit mit den Dienstplänen, mangelhafte und intransparente Vertreterregelungen in den kleinen Bahnhöfen an der schleswig-holsteinischen Westküste sowie die Entgeltthematik bei mehreren Arbeitsplätzen im sog. „Varioplan“ in Lübeck. Ermittelt wurden sie in einem Workshop, an dem zahlreiche Beschäftigte teilnahmen. Hier wurde – Stichwort Ergebnis-offenheit – erst mal alles gesammelt, was den Leuten auf den Nägeln brannte: insgesamt 40 Themen. Durch Vergabe von Punkten konnten die Teilnehmer dann die Prioritäten bestimmen. „Was die wichtigsten Themen sind, haben ganz klar die Kolleginnen und Kollegen bestimmt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Kuschel.
Und die Lösungen?
Das Entgeltthema beim Varioplan wurde von einer Arbeitsgruppe bearbeitet und zur Zufriedenheit der dortigen Kollegen aufgelöst. Für die Lösung der Dienstplanthematik gab es in einigen Bahnhöfen schon die Blaupause: Dort haben die Beschäftigten Jahresdienstpläne. Die bekommen seit diesem Jahr nun auch fast alle anderen Beschäftigten. Die Disponenten fragten die Wünsche der Kolleginnen und Kollegen ab und konnten diese im großen Ganzen auch erfüllen. „Da kann auch mal ‚Dispo‘ im Kalender stehen - aber grundsätzlich wissen die Leute heute schon, ob und wie sie am 25. Oktober arbeiten müssen“, sagt Jürgen Kuschel. „Wenn unerwartet freie Tage gebraucht werden, bekommen die Beschäftigten die natürlich.“ Grundsätzlich aber ist der Plan verbindlich.
Beim dritten Prio-Thema geht es um kleine Bahnhöfe, auf denen sich z.B. drei Kollegen die Arbeit aufteilen. „Wenn dann einer im Urlaub ist und einer krank, muss jemand von einem anderen Standort einspringen. Und da brauchen wir einheitliche, klare und für alle verbindliche Regelungen.“ Das Thema wird derzeit noch bearbeitet. „Wir wollen die Flexibilität der Beschäftigten regeln und ihnen auch eine gewisse Wertschätzung zukommen lassen.“
Welches Fazit zieht der Betriebsrat?
„Arbeitszeitprojekte können grundsätzlich nie verkehrt sein. Wenn die Beschäftigten und der Betriebsrat merken, dass das in eine Richtung läuft, die sie nicht wollen, können sie jederzeit die Reißleine ziehen“, sagt Jürgen Kuschel. Der Betriebsrat könne zwar viele Probleme ach mit Bordmitteln lösen, „aber durch ein Arbeitszeitprojekt kommt mehr Drive rein. Denn auch eine Führungskraft hat ein Interesse daran, dass so ein Projekt ein Erfolg wird.“