EVG-Betriebsräte gestalten soziale Dienstpläne - nicht nur bei der Deutschen Bahn, sondern auch bei den NE-Bahnen. Ein Interview mit Thomas Pfeifer, Betriebsratsvorsitzender bei VIAS.
Thomas, was habt ihr bei VIAS bei der Arbeitszeitthematik erreicht?
Zunächst mal haben wir die geteilten Schichten weitgehend abgeschafft. Bei den Lokführern komplett, bei den Zugbegleitern bis auf zwei. Da fangen die Kollegen um 5 Uhr an, arbeiten 2 ½ Stunden und dann noch mal von 15 bis 20 Uhr, also zu den Hauptverkehrszeiten. Da kommen wir momentan nicht ran. Vielleicht hätten wir die auch noch wegverhandeln können, aber das wäre wirklich ein großer Aufwand gewesen. Immerhin, wir hatten früher acht oder neun solcher geteilten Schichten und jetzt nur noch zwei, das ist also schon ein Fortschritt.
Wie kam es zu diesem Umschwung auf Seiten der Arbeitgeber?
Wir haben lange verhandelt, aber am Ende hat uns die Vergabepolitik der Aufgabenträger genützt. Sie haben eine 100-prozentige Zugbegleiterquote vorgegeben, und das bedeutete, dass VIAS neues Personal einstellen musste. Dazu haben wir gesagt: Wenn ihr gute Leute haben wollt, müsst ihr ihnen auch vernünftige Dienstpläne anbieten. Die Dienstpläne müssen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nützen und da sind geteilte Schichten natürlich gar nichts. Im Übrigen hatten wir auch ein Druckmittel. Wir haben gedroht, keine Überstunden mehr zu genehmigen. Der Arbeitgeber kann ja das unternehmerische Risiko nicht auf uns abwälzen.
Habt ihr noch weitere Arbeitszeitthemen?
Ja, wir haben fünf freie Tage nach Wunsch im Monat. Wir haben Monatsdienstpläne und jetzt zum Beispiel, also Anfang Mai, geben alle am Monatsanfang ihre Wunschtermine für fünf freie Tage im Juni ab. Und die werden dann von den Planern eingegeben. Garantiert sind auch zwei freie Wochenenden im Monat.
Die Dienstpläne müssen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nützen und da sind geteilte Schichten natürlich gar nichts.
Und die Wünsche werden auch berücksichtigt?
Ja, das funktioniert hervorragend. Die Kolleginnen und Kollegen wollen das nicht mehr hergeben. Weil ihre persönlichen Bedürfnisse einfach noch mehr berücksichtigt werden. Man kann nie alle zufrieden stellen, aber ich denke, wir kommen so an die 80 Prozent Zufriedenheitsquote, und das ist schon gut.
Du hast die Überstunden erwähnt. Wie hat sich das bei euch entwickelt?
Sehr positiv. 2005 bis 2014 hatten wir immer zwischen 70 und 150 Überstunden pro Mann pro Jahr und das war einfach zu viel. Wir sind jetzt bei 25. Hintergrund ist, dass das Unternehmen jetzt verstärkt ausbildet, vor allem TF und Zub.
Wie siehst du generell die Arbeitszeitkampagne der EVG?
Ich halte nichts davon, dass meine Gewerkschaft mir die Dienstpläne macht, ich möchte da als Betriebsrat schon meine Freiheiten haben. Deshalb finde ich den Ansatz gut. Die Gewerkschaft macht ja schon gute Tarifverträge. Das EVG-Wahlmodell übrigens finde ich hervorragend. Das ist ein Tarifvertrag für die Menschen. Da geht’s nicht nur um Geld, sondern um die persönlichen Bedürfnisse. Und das ist eine sehr große Errungenschaft und ein Meilenstein der Gewerkschaftspolitik.