Die EVG-Sommertour zum Thema Weichenstellung 2030 ist beendet. Die Abschlussveranstaltung mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen fand vor eindrucksvoller Kulisse in Bremen statt.
Arbeit muss in Zukunft wieder menschlicher werden - das war eine der wesentlichen Forderungen, die auf der sechsten Station der diesjährigen Sommertour erhoben wurde. Bremen war das Ziel - in der Werkshalle diskutierten mehr als hundert Mitglieder der EVG über die Zukunft ihrer Arbeit und die sich daraus ergebenden Anforderungen an ihre Gewerkschaft.
Gemeinschaft war vielen wichtig, niemand soll ausgegrenzt werden. Die Kolleginnen und Kollegen bei den Bahnbusbetrieben fühlen sich derzeit nicht richtig mitgenommen, ebenso wie die Beschäftigten von der Bahnreinigung. "Wenn wir Gemeinschaft wirklich leben wollen, müssen wir füreinander eintreten, auch wenn wir vielleicht nicht direkt betroffen sind", machte einer der Anwesenden deutlich. Der Ausschreibungswettbewerb dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.
Kritisch wurden auch Auswüchse der zunehmenden Digitalisierung diskutiert. "Wenn in den Zügen Papierkörbe für viel Geld mit elektronischen Chips ausgestattet werden, die den Füllstand melden und Reiniger nur noch pro geleertem Abfalleimer bezahlt werden, dann läuft irgendwas falsch", hieß es. Hier müsse die Gewerkschaft stärker als bisher auch in unternehmerische Entscheidungen eingreifen, um Auswüchse wie diese zu verhindern.
In Bremen, wie in allen anderen Stationen der Sommertour, stand das Thema Jugend groß im Fokus. Eine der Fragen, die dabei aufgeworfen wurde, war, wie sich Ausbildung aber auch Bezahlung verändern würde? Haben wir auf Dauer noch die klassische, gut dreijährige Berufsausbildung oder werden die Zeiten verkürzt? Und wird der Verkehrsträger Schiene auch weiter unter Nachwuchsmangel leiden, weil andere Unternehmen im Umfeld deutlich besser bezahlen und junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gleich nach der Ausbildung zu externen Firmen abwandern?
Fragen, auf die es keine spontanen Antworten gab - und auch nicht geben sollte -, die aber in den Prozess der Weichenstellung 2030 einfließen. Dazu gehört auch die Überlegung, ob und wie die zunehmende Tätigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über Leiharbeiter- und Werkverträge beschäftigt sind, klassische Berufsfelder verdrängen können.
Für uns ist ganz klar, stellte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner fest: "Alles, was die Eisenbahn ausmacht, wird auch von Eisenbahnern gemacht - und da gehören die Bahnbusbetriebe selbstverständlich dazu". Ein klares Statement in Richtung "Weichenstellung 2030". Die Prozesse verändern sich, aber die EVG werde alles dafür tun, dass dabei nicht die Optimierung im Vordergrund stehe, sondern die Menschen wieder stärker in den Mittelpunkt rückten. Das sei eine der Zukunftsaufgaben der EVG.