Wessen Interessen sollen wir vertreten - mit welchen Mitteln, in welchem Umfeld? Mit diesen Themen befasste sich der zentrale Baustein des EVG-Gewerkschaftstages: die Diskussion zum Thema Weichenstellung 2030.
Wessen Interessen sollen wir vertreten - mit welchen Mitteln, in welchem Umfeld? Mit diesen Themen befasste sich der zentrale Baustein des EVG-Gewerkschaftstages: die Diskussion zum Thema Weichenstellung 2030.
Sascha Meinert, der das Projekt begleitet hat, zeigte eingangs noch einmal die Methode auf. Aus den Beiträgen zahlreicher Mitglieder sind vier so genannte Szenarien entwickelt worden. Sie erzählen Geschichten über die mögliche Zukunft - so kann es kommen, so muss es nicht kommen.
Dazu beigetragen haben gezielte Interviews, eine Online-Befragung unter unseren Mitgliedern - und nicht zuletzt die Sommertour des Geschäftsführenden Vorstandes. Im Juni hatte der GV an sechs Standorten mit unseren Mitgliedern über die mögliche Zukunft und ihren konkreten Beitrag dazu diskutiert.
Szenario I, „Smart Service“: Neue Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen und Mobilitätsdienstleistungen drängen auf den Markt, der Wettbewerb kommt noch mehr in Fahrt. Im Kernbereich der Eisenbahn kommt es zu einem Beschäftigungsrückgang, die bahnnahen Dienstleister aber boomen. Allerdings lassen sich deren Beschäftigte nur schwer gewerkschaftlich von uns organisieren. Auch sind immer mehr Beschäftigte der Meinung, dass sie ihre Interessen auch gut alleine vertreten können. Also: Die Branche wächst, aber die EVG-Mitgliedschaft schrumpft.
Szenario II, „Bahncard 100“: Auch hier wird die Eisenbahn attraktiver. Das Auto verliert an Bedeutung, es wird massiv in die Schiene investiert. Ein gutes öffentliches Nahverkehrsangebot wird als wichtiger Aspekt der Daseinsvorsorge entdeckt. Die EVG positioniert sich stärker politisch. Wir wollen uns einmischen und eine der treibenden Kräfte des Wandels im Verkehrsbereich sein. Mehr Eisenbahn und mehr öffentlicher Verkehr bedeuten hier auch einen deutlichen Mitgliederzuwachs der EVG.
Szenario III, „Schienenersatzverkehr“: Die Arbeitsbedingungen im Bahnsektor werden rauer und unsicherer. Der Wettbewerb und der Kostendruck verschärfen sich, die Digitalisierung wird vor allem zur Senkung von Personalkosten genutzt, prekäre Beschäftigungsformen nehmen zu. Der Verkehr nimmt zu, aber nicht auf der Schiene. Der Investitionsrückstau führt zu massiven Störungen im Bahnbetrieb. Die DB AG trennt sich vom Netz. Auch in anderen Branchen verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen. Die DGB-Gewerkschaften reagieren mit einer grundlegenden Strukturreform. Aber: Die Mitgliederzahlen steigen an, weil die Beschäftigten vor allem jetzt gewerkschaftlichen Schutz brauchen.
Szenario IV, „Stammstrecke“: Die Politik investiert zwar in die Schieneninfrastruktur, aber bei weitem nicht so viel wie nötig wäre. Einige NE-Bahnen ziehen sich aus dem Markt zurück, die Deutsche Bahn festigt ihre Position im Inland und veräußert Geschäftsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Die Beschäftigtenzahlen gehe n zurück. Die EVG sichert ihre Handlungsfähigkeit durch eine Erhöhung des Organisationsgrades in den verbleibenden Bereichen und eine Verschlankung der Organisation.
Auf dieser Basis wollen wir jetzt Strategien und Handlungsoptionen entwickeln, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und die Zukunft gestalten zu können. Sechs Handlungsfelder haben wir dafür definiert:
„Wenn wir diese Themen anpacken“, so der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. „werden wir handlungsfähig und stark bleiben, egal welches Szenario eintrifft.“
Das Video beschreibt die vier Szenarien