Der neue Vorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft ist komplett. Martin Burkert wurde vom Gewerkschaftstag mit 68,5% zum Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, Klaus-Dieter Hommel bleibt als Stellvertreter im Amt. Neue Bundesgeschäftsführerin ist Cosima Ingenschay, sie bekam 89,1%. Als ein weiteres Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands wurde mit 95,2% der Stimmen Kristian Loroch gewählt.
Martin Burkert soll als stellvertretender Vorsitzender zusätzlich zu Beamtenpolitik und Behörden auch die Zuständigkeit für Internationales, Jugend und Sozialpolitik übernehmen. Um sich mit ganzer Kraft auf die Arbeit in der EVG zu konzentrieren, wird Martin sein Bundestagsmandat abgeben. Er kündigte an, im Bereich Internationales bis zum Herbst 2020 Vereinbarungen zu erreichen, mit denen bei europäischen Eisenbahnen Mindeststandards garantiert und der Frauenanteil erhöht wird. In der Sozialpolitik, so Martin, gehe es darum, „die Arbeits- und Lebensverhältnisse für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner zu verbessern. Deshalb stehen die Themen auf der gleichen Stufe wie unsere tarifpolitischen Forderungen. Mit dem DGB zusammen kämpfen wir für soziale Gerechtigkeit, gute Renten- und Gesundheitspolitik und für bezahlbares Wohnen.“
Cosima Ingenschay begann ihre Bewerbungsrede mit einem persönlichen Zungenschlag. „Meine Friseurin hat sich vorige Woche von mir verabschiedet, weil sie umsattelt und Zugbegleiterin wird.“ So wie sie kämen in den kommenden Jahren Zehntausende Menschen als Quereinsteiger in die Eisenbahnbranche. „Mein Anliegen ist, dass wir all diejenigen, die nicht die klassische Eisenbahner*innen-Ausbildung gemacht haben, oder die aus Antalya oder Aleppo kommen, in der Eisenbahnerfamilie herzlich willkommen heißen. Wir müssen uns auch darauf einlassen, dass die Eisenbahnerfamilie mehr und mehr zu einer Patchwork-Familie wird – aber auch diese kann Zusammenhalt bieten.“ Die EVG sei eine Mitmach-Gewerkschaft und müsse es bleiben, so Cosima. Es gebe Möglichkeiten, in Projekten und Aktionsteams mitzuwirken, aber diese müssten noch ausgebaut werden. „Wir müssen auch auf unseren Organisationsbereich gucken und uns fragen, ob wir alle Unternehmen und alle Berufsbilder gleichermaßen im Blick haben.“ Mit dem Prozess Weichenstellung 2030 sei dies bereits eingeleitet und müsse jetzt in konkrete Strategien übersetzt werden. „Mein Anspruch: Wir wollen 2030 die Gewerkschaft sein, die alle Beschäftigten in unserer Mobilitätskette organisiert.“
„Wir sind kein Automobilclub, wo man Beitrag bezahlt und dafür eine Dienstleistung bekommt“, so Kristian Loroch. „Wir sind mehr. Wir sind die, die auch miteinander streiten, die aber auch gemeinsam kämpfen, die sich auch gegenseitig helfen.“ Wichtig sei, „wenn wir einmal eine Position erarbeitet haben, dass wir auch dazu stehen. Dass wir im Zweifelsfall dafür kämpfen – und das tun wir nie alleine, immer gemeinsam.“ Als eines seiner Top-Themen benannte Kristian die Gestaltung der Arbeitszeit. „Wir müssen die Belastung der Beschäftigten heute eindämmen und gleichzeitig die Konzepte für einer nachhaltige Arbeitszeit für morgen entwickeln.“ Aber auch die Sicherheit der Beschäftigten sei ein wichtiges Thema. Hier forderte er insbesondere ein stärkeres Engagement der Arbeitgeber. Sein drittes Top-Thema werden die nachhaltigen Beschäftigungsbedingungen in der Branche sein. Zentrale Handlungsfelder seien hier die Individualisierung der Tarifpolitik und eine Stärkung der Mitbestimmung.