Abschluss der EVG-Sommertour in Köln: „Wir müssen unsere Mitglieder mitnehmen, denn wir sind eine Mitmachgewerkschaft“

Die EVG-Sommertour hat am Mittwoch die sechste und damit letzte Station in Köln gemacht. Damit endet eine äußerst interessante und kurzweilige Reise des Geschäftsführenden Vorstands quer durch die Republik.

Die auf der Tour diskutierten Themen waren so vielfältig wie unsere Gewerkschaft. Tarifpolitisches wie die Zulagen wurden ebenso erörtert, wie die Erstattungszeiten bei der KVB, das Thema Sicherheit oder Arbeitszeit. Durchgehend präsent auf allen Stationen war unsere Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“. Es gab aber auch ausreichend Gelegenheit, regionale Probleme zur Sprache zu bringen.

All das hat uns einmal mehr gezeigt, dass wir Gemeinschaft leben und bei uns jeder, der sich mit unserem Wert der Vielfalt identifiziert, eine gewerkschaftliche Heimat finden kann. „Der Wert der Vielfalt ist für unsere Organisation nicht verhandelbar,“ brachte es Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal in Hannover auf den Punkt.

Auf der letzten Station in Köln standen die Unterfinanzierung der Schieneninfrastruktur und das Thema Arbeitszeit im Mittelpunkt. „Früher war es noch eine absolute Ausnahme, wenn ein Zug ausgefallen ist, heute passiert das täglich,“ beschrieb der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner die Situation.

Rund 57 Milliarden Euro beträgt der Investitionsrückstau zurzeit - 11.000 Brücken sind bereits älter als 100 Jahre. Um den Alterungsprozess der Infrastruktur zu stoppen, seien 6,7 Milliarden Euro pro Jahr nötig, führte Kirchner aus. Die Zeit drängt, um die Politik noch zu beeinflussen. Am 25. November wird über den Haushalt entschieden, am 14. November tagt bereits der Haushaltsausschuss, der die Entscheidung vorbereitet.

Wir müssen jetzt den Druck auf die Politik aufbauen, betonte Kirchner: „Daher ist es wichtig, jetzt mit den Abgeordneten in Kontakt zu treten. Ladet sie auf Betriebsversammlungen ein und stellt ihnen die Frage: „Seid ihr bereit, uns das Geld zu geben, was wir für die Infrastruktur brauchen?“ So zwingen wir die Abgeordneten, sich ihren Wählerinnen und Wählern zu erklären. Zum Abschluss betonte er: „Wir müssen bei diesem Prozess auch unsere Mitglieder mitnehmen, denn wir sind eine Mitmachgewerkschaft.“

„Früher war es noch eine absolute Ausnahme, wenn ein Zug ausgefallen ist, heute passiert das täglich.“

Alexander Kirchner, EVG-Vorsitzender

Der stellvertretende Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel ging in seinen Ausführungen auf die Themen Rollenkonzept und Sicherheit ein. Das geplante Rollenkonzept sah vor, die Arbeit der Zugbegleiter neu aufzuteilen, um mehr Effektivität zu erzeugen. Hintergrund ist der neue Komfort-Check-in bei der DB AG, bei dem sich die Kunden selbstständig einbuchen können und die nicht mehr kontrolliert werden müssen. „Das Rollenkonzept ist vom Tisch,“ betonte Hommel. „Wir wissen, dass alle Kolleginnen und Kollegen bereits an der Leistungsgrenze arbeiten, da die Züge immer voller sind.“ Daher seien mehr Personal und funktionierende Technik notwendig, um die Belastung der Kolleginnen und Kollegen zu senken. „Wir werden nicht zulassen, dass man so einen Unsinn macht“, stellte Hommel in Bezug auf das Rollenkonzept klar. 

Ein weiteres Thema, das viele Kolleg*innen bei den Bahnen beschäftigt, ist die Sicherheit. Hommel erläuterte, welche Aktionen im Rahmen unserer Kampagne „Sicher unterwegs“ bereits durchgeführt wurden. Damit sei schon viel erreicht worden, aber die Gewalt im öffentlichen Raum nimmt trotzdem weiter zu. „Das ist ein gesellschaftliches Problem“ so Hommel. Ziel sei nun, zunächst mit der DB AG und später mit anderen Verkehrsunternehmen Vereinbarungen abzuschließen, in dem sich die Forderungen unseres Positionspapiers wiederfinden.

Hannover: „Der Wert der Vielfalt ist für unsere Organisation nicht verhandelbar“

Zu Beginn der Veranstaltung am Montag in Hannover stand erneut unsere Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“ im Mittelpunkt. Die anwesenden Funktionär*innen wurden dazu aufgerufen, Betriebsversammlungen durchzuführen und dazu Bundestagsabgeordnete einzuladen. Es kommt jetzt auf die Politik an. Sie entscheidet im November, wieviel Geld künftig in die Schiene fließt. Deshalb müssen wir jetzt auf sie zugehen und sie bei diesem Thema abholen.

Deutlich wurde, dass auch die jüngst vorgelegte Strategie der DB AG „Starke Schiene“ ähnliche Positionen vertritt, wie wir. Und auch dafür muss es Geld vom Bund geben. Werdet auf den Betriebsversammlungen konkret, fragt die Abgeordneten, was beispielsweise eine Unterfinanzierung für den Bahnstandort Hannover bedeuten würde. Wir müssen die Abgeordneten jetzt aufrütteln, so der Apell. 

In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass am 20. September die Bewegung „Fridays for Future“ an vielen Orten einen Klimastreik durchführt, an dem auch wir EisenbahnerInnen uns beteiligen sollten. Nutzt die Gelegenheit, euch an dem Tag zu zeigen und mit den Klimaaktivisten zu vernetzen, lautete der Aufruf in Hannover.

Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal betonte, dass uns unsere Mitglieder jeden Tag ihr Vertrauen schenken. „Sie verbinden etwas mit der EVG und wissen, dass wir ihre Interessen gut vertreten.“ Themen zur Tarifpolitik oder Rechtsschutz seien dabei genauso wichtig wie die Fragen nach bezahlbarem Wohnraum, zur Rente oder zu den sozialen Sicherungssystemen.

Gleichzeitig betonte der Bundesgeschäftsführer, wie wichtig das Thema Vielfalt in unserer Organisation sei. Dabei müsse darauf geachtet werden, denjenigen, die Angst haben, wieder eine Perspektive zu bieten. Das Feld dürfe nicht den Rechtspopulisten überlassen werden: „Sie spalten und polarisieren und wollen keine Vielfalt. Der Wert der Vielfalt ist für unsere Organisation aber nicht verhandelbar“, betonte Westphal. „Wer Vielfalt lebt, wird bei uns immer seine gewerkschaftliche Heimat finden.“

Karlsruhe: "Für uns gibt es keine Eisenbahnerinnen und Eisenbahner erster und zweiter Klasse“

Den vierten Halt der EVG-Sommertour hatte der Geschäftsführende EVG-Vorstand am Mittwoch in Karlsruhe gemacht. Der Fokus lag auch dort auf aktuelle Themen - aber auch darauf, die Themen unserer Funktionäre und Mitglieder mitzunehmen und einen intensiven Austausch zu ermöglichen. „Wir wollen, dass Ihr von Euch aus Themen ansprecht und mit uns darüber diskutiert,“ so Alexander Kirchner zu Beginn des Veranstaltungstags in Karlsruhe.

Ein Thema, das unsere Mitglieder und Funktionäre umtreibt, sind die Zulagen. Die stellvertretende EVG-Vorsitzende Regina Rusch-Ziemba ging gleich zu Beginn ihrer Ausführungen darauf ein: „Wir haben noch eine Hausaufgabe aus der Tarifrunde DB AG 2018. Bei den Transportbereichen spielte das Thema Zulagen eine große Rolle. Aber das war uns zu wenig. Wir haben auch andere Bereiche, in denen das Thema relevant ist. Denn das Motto unserer Tarifrunde war nicht umsonst „Mehr für alle!“

Im Abschluss der EVG zur Tarifrunde 2018 bei der DB AG ist ein Volumen von 0,7 Prozent für die Erhöhung der Zulagen für alle Bereiche vereinbart worden. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen sagte sie, dass es eine Vereinbarung gebe, dass die Zulagen zum 1. Januar 2020 bei den Kolleginnen und Kollegen ankommen: „Der Arbeitgeber braucht drei Monate, um das in den Systemen überhaupt vorzubereiten. Das heißt, uns bleibt noch Zeit bis Anfang September. Deswegen laufen jetzt intensiv die Verhandlungen.“

Zielsetzung sei, möglichst die bereits bestehenden Zulagenregelungen anzugleichen, so dass alle davon profitieren. „Das gilt auch für die Bereiche, die außerhalb der Funktionsgruppen sind - für uns gibt es keine Eisenbahnerinnen und Eisenbahner erster und zweiter Klasse.“

In den nächsten 8 Wochen sollen die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber abgeschlossen sein. „Wir haben etwa 80% bereits abschlussreif geregelt und die 20% bekommen wir auch noch hin,“ betonte Rusch-Ziemba.

Aber nicht nur die Zulagen und die Tarifrunde 2018 wurden auf der Veranstaltung thematisiert. So gab es z.B. auch kritische Stimmen beim Thema Erstattungszeiten KVB: „Ich glaube, wir müssen hier einfach Pfeffer reinlegen. Das belastet die Kolleginnen und Kollegen - gerade im Seniorenbereich - sehr,“ so ein Teilnehmer. „Wir müssen es schaffen, dass die Erstattungszeiten wieder zurückgefahren werden, auf 17, 18 Tage,“ hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

Erneut wurde auch der Punkt Sicherheit aufgegriffen: „Beim Thema Sicherheit sage ich es einmal ganz klar: Es ist jetzt auch mal das Ende der Geduld erreicht. Es ist ein Unding, welchen Situationen unsere Kolleginnen und Kollegen tagtäglich ausgesetzt sind, “ betonte Kristian Loroch.

Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal hob unterdessen das Gemeinschaftsgefühl in unserer Gewerkschaft hervor: „Wir können darauf stolz sein, dass wir so vielfältig sind, dass wir so viele unterschiedliche Tätigkeiten bei uns haben. Und zur Vielfalt gehört auch, dass unsere Mitglieder alle ihre eigenen Biografien haben.“ Die EVG sei ein buntes Haus - und alle, die unsere Werte leben, werden darin auch immer ihre politische Heimat finden, ergänzte er.

Nürnberg: Schieneninvestitionen und Klimawandel im Mittelpunkt

Auch bei der Station in Nürnberg haben es sich zahlreiche Mitglieder nicht nehmen lassen, mit dem Vorstand, auch auf einer dafür bereit gestellten Bühne, zu diskutieren oder in entspannter Atmosphäre mit anderen Kolleginnen und Kollegen zusammenzusitzen.

Ein Schwerpunkt der Diskussionen auf dem Freigelände des DB Museums waren erneut die fehlenden Investitionen in die Schiene und das marode Bestandsnetz. Die Teilnehmenden betonten, dass das Ziel, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln, eine Utopie bleibe, wenn das Bestandsnetz nicht in Ordnung gebracht würde.

Aus Sicht der EVG fehlen 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, um den Alterungsprozess überhaupt zu stoppen. Das Jahr 2019 ist daher entscheidend: Wir müssen noch in diesem Jahr die Politik dazu bringen, den Abwärtstrend zu stoppen und mehr Geld für das System Schiene auf die Tagesordnung zu setzen. In den Diskussionen wurde aber auch darauf hingewiesen, dass mehr Investitionen nichts nützen, wenn nicht genügend Personal und Kapazitäten vorhanden seien. „Es fehlt an allen Enden“, hieß es.

Unsere Großdemo im Rahmen unserer Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“ am 20. Mai in Berlin war daher auch nur der Anfang. Jetzt müssen die Abgeordneten, die über die Investitionen in die Schiene entscheiden, von unseren Forderungen überzeugt werden. Dazu sollen diese auf bundesweite Betriebsversammlungen eingeladen werden.

Ein weiteres Thema auf der Veranstaltung waren die Klimaveränderungen. Wenn über Klimawandel diskutiert werde, müsse auch der ÖPNV ausgebaut werden. Auch dazu werde mehr Geld benötigt, so einhellige Meinung. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bewegung „Fridays for Future“ erwähnt. Damit habe die oft als unpolitisch bezeichnete Jugend gezeigt, dass diese Generation sehr wohl politisch denke und handele. Man solle daher auch versuchen, sich besser mit der Bewegung „Fridays for Future“ zu vernetzen.

Aber auch der Aspekt Sicherheit wurde thematisiert. Bei der so genannten Fishbowl-Diskussion wurde deutlich, dass die Kolleginnen und Kollegen mehr Sicherheit wollen. „Es nützt nichts, wenn wir auf der Linie von Nürnberg nach München Sicherheitskräfte an Bord haben, die dann aber in Ingolstadt aussteigen und diese Deppen danach den Zug zerlegen,“ brachte es ein Teilnehmer in einer sehr emotionalen Rede auf den Punkt.

Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner sagte, dass auch mal Züge stehen bleiben sollten, wenn es um die Sicherheit ginge.: „Wir müssen sagen, dass wir mehr Personal brauchen und wenn das nicht gewährleistet ist, bleiben die Züge eben stehen. Wir brauchen die Öffentlichkeit, damit das Thema Beachtung findet.“

Halle: „Mehr Bahn für die Menschen“

Auf dem Gelände der DB Netz AG in Halle waren zahlreiche Mitglieder zusammengekommen, um mit dem Vorstand zu diskutieren und sich in kollegialer Atmosphäre auszutauschen. Ein Thema, dass sich während des gesamten Tages durchzog, war der marode Zustand der DB AG und der Infrastruktur. Vor allem aber wurde die dadurch entstehende Mehrbelastung der Kolleginnen und Kollegen diskutiert. Deutlich wurde daher, wie wichtig unsere Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“ ist. Unter anderem mit unserer Großdemonstration haben wir genau die richtige öffentliche Reaktion gezeigt.

Für lebhafte Gespräche sorgte aber auch die erfolgreiche Tarifrunde 2018 sowie die dabei gemeinsam erkämpfte Entgelterhöhung ab dem 1. Juli. Deutlich wurde an diesem Tag aber auch, dass die Seniorinnen und Senioren eine wertvolle Bereicherung unserer Gewerkschaft sind. Zahlreiche ältere Mitglieder sind daher auch am Mittwoch zur Sommertour gekommen, um sich mit Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern auszutauschen. Alle Punkte spiegeln insgesamt die Vielfalt der Belange unsere Mitglieder wieder - und zeigen zugleich die große Palette an Themen, für die unsere Gewerkschaft steht.

Berlin: Hier und Jetzt und ein Blick in die Zukunft

Michael Bartl

Unter diesem Tenor steht die diesjährige Rundreise des geschäftsführenden Vorstandes durch die EVG-Regionen. Start war am Montag in Berlin. Gastgeber war der hauptstädtische Ortsverband.

Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Daran arbeitet unsere Gewerkschaft jeden Tag - für die Beschäftigten in den Betrieben. Zum Auftakt der Sommertour 2019 durften sich Funktionär*innen und Mitglieder davon überzeugen, dass dies auch innerhalb der EVG intensiv gelebt wird.

„Die Sommertour ist immer eine tolle Chance, den Puls der Kolleginnen und Kollegen auf anderer Ebene als der dienstlichen zu spüren“, sagte Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal. Der Vorsitzende des Ortsverbandes Berlin, Michael Bartl, zeigte sich begeistert von der Intensität der Auftaktveranstaltung im Herzen der Stadt. „Ein wunderbares Miteinander.“

Aktuelle politische Themen und Prozesse wie die Weichenstellung 2030 wurden in Berlin bei Eis, kaltem Bier und heißen Steaks diskutiert. Die anstehenden Veränderungen in vielen Bereichen unseres Lebens, allem voran in den Betrieben, sowie die EVG Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“, wurden intensiv besprochen. Großes Thema war ebenso die abgeschlossene Tarifrunde. Ab dem 1. Juli gibt es für die Kolleginnen und Kollegen 3,5 Prozent mehr Geld.

Erstmals besuchen die GV-Mitglieder zwei Tage die jeweiligen Stationen ihrer Sommertour. Somit bleibt mehr Zeit für den persönlichen Kontakt zu Mitgliedern und ehrenamtlichen Funktionären, für Gespräche und Diskussionen.

Auch für die weiteren Stationen sind alle Mitglieder eingeladen, mit dem Vorstand über das Hier und Jetzt und die Zukunft unserer EVG zu diskutieren. Neben ernsten und informativen Gesprächen soll aber auch gefeiert werden.

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