Mit Power in den zweiten Konferenztag - und mit einem starken Bild vom Dienstagabend. Die Parteizentrale der Grünen in Berlin wurde am Abend mit der „roten Hand“ angestrahlt, unserem Symbol für die Kampagne gegen die Zerschlagung der Deutschen Bahn. „Gestern Abend war es Licht, aber am kommenden Dienstag wird es laut werden bei den Grünen und der FDP“, so EVG-Vize Martin Burkert zur Eröffnung des zweiten Tages der EVG-Bundeskonferenz.
„Jeden Tag Klimaschutz predigen und dann die Bahn zerschlagen - das passt nicht“, so Martin Burkert. „Wir brauchen die Verkehrswende. Und das heißt: Vorfahrt Schiene, ohne Wenn und Aber.“
Wer wissen wolle, warum die EVG gegen die Trennung von Netz und Betrieb kämpft, der müsse mit den Betroffenen reden, mit den Beschäftigten von DB Services, der Fahrzeuginstandhaltung oder von DB Sicherheit. „Allein unsere Stärke und unsere Solidarität sind es, die die Eisenbahnerfamilie zusammenhalten.“
Wir brauchen die Verkehrswende. Und das heißt: Vorfahrt Schiene, ohne Wenn und Aber.
Am Dienstag, den 16. November, wird die EVG vor den Parteizentralen von Grünen und FDP gegen die Zerschlagungspläne der beiden Parteien demonstrieren. Inzwischen haben sich auch internationale Gäste angesagt: Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Österreich und Luxemburg werden an den Kundgebungen teilnehmen, ebenso Delegationen der internationalen Dachverbände ETF und ITF.
Stand der erste Tag der Bundeskonferenz im Zeichen des 125-jährigen Jubiläums, so stehen am zweiten Tag die aktuellen Sachthemen der EVG im Mittelpunkt. Und hier richten wir den Blick bereits auf den nächsten Gewerkschaftstag. Die Konferenz diskutierte die vom Bundesvorstand beschlossenen Leitlinien, an denen sich in den kommenden Monaten die Diskussion über die Weiterentwicklung der Satzung orientieren soll.
Wir müssen sicherstellen, dass das Wissen der lebenserfahrenen Kolleginnen und Kollegen auf die Jugend übergeht.
Bundesgeschäftsführerin Cosima Ingenschay stellte die Leitlinien vor. „Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ändern sich, Berufsbilder und Lebensentwürfe verändern sich. Einmal Eisenbahner, immer Eisenbahner: Das gilt nicht mehr.“ Darauf müsse die EVG reagieren. „Unsere Satzung hält uns zusammen, sie ordnet Strukturen, Aufgaben und demokratische Teilhabe.“ Deshalb müsse die Satzung beweglich sein. „Wir müssen attraktiv sein, um auch neue Kolleginnen und Kollegen gewinnen zu können.“
Wenn wir mehr Kolleginnen haben wollen, müssen wir ihnen was bieten. Der nächste Schritt kann nur eine Frauenquote sein.
Die AG Satzung des Bundesvorstandes hatte gemeinsam mit der AG Weichenstellung Mitte des Jahres eine Online-Umfrage unter Funktionär*innen durchgeführt. Aus der Analyse der Umfrageergebnisse wurden die Leitlinien abgeleitet. „Bei der Umfrage ging es darum, Tendenzen abzulesen. Sie bilden die Grundlage der Diskussion in den kommenden Monaten. Hier geht es darum, konkrete Ideen zu den Leitlinien zu entwickeln“, so Cosima. „Diskutiert das in euren Landesverbänden, wir freuen uns über Anträge dazu.“
Die Ortsverbände müssen als verbindende Klammer vor Ort erhalten bleiben.
Mit einem Ausblick auf die bevorstehenden Betriebsratswahlen 2022 ist die Bundeskonferenz 2021 der EVG zu Ende gegangen. „Betriebsratswahlen werden im Betrieb gewonnen. Deswegen jetzt losgehen und machen“, so der Appell von EVG-Vorstand Kristian Loroch. Es sei eine Illusion, dass man Betriebsratswahlen rein mit digitalen Instrumenten gewinnen kann. Und dafür müssen wir auch vor Ort sein. Egal wie der Betrieb heißt und zu welchem Unternehmen es gehört. Es gibt für uns keine Betriebe erster und zweiter Klasse.“
Zu einem erfolgreichen Wahlkampf gehöre auch eine Kommunikation, die Platz lässt für konkrete betriebliche Themen. Kristian warnte zugleich davor, die Betriebsratswahl mit anderen Themen zu überfrachten. „Ein gewählter Betriebsrat ist für alle Beschäftigten da und das funktioniert auch unabhängig vom Tarifeinheitsgesetz.“
Die Satzung ist so etwas wie unser Grundgesetz. Die Arbeit im Detail kann viel besser in Richtlinien geregelt werden, mit denen wir viel flexibler sind.
Nach den Betriebsratswahlen schließt sich fast nahtlos die Tarifrunde 2023 an. „Das wird eine gemeinsame Runde von DB und NE-Bahnen werden. Das werden wir uns nicht nehmen lassen“, so Kristian. Die EVG steht für Tarifpolitik aus einem Guss, „aber wir müssen auch anerkennen, dass die Arbeitswelt divers ist. Wir machen alle für alles, aber es kann nicht alles überall identisch sein.“ Über Tarifwerkstätten wird die EVG im kommenden Jahr mit Blick auf das Forderungspaket eine breite Beteiligung herstellen.
Nach den Europa- und den Bundestagswahlen sind sie die drittgrößten Wahlen, wenn es nach der Anzahl der Wahlberechtigten geht – und dennoch werden sie oft vergessen und unterschätzt: die Sozialwahlen. Mit ihnen werden die Vertreter*innen der Versicherten in den Selbstverwaltungsorganen der Sozialversicherungsträger gewählt. Im Bereich der EVG wird bei der Knappschaft Bahn-See (KBS), der BAHN BKK und der Unfallversicherung Bund gewählt. Bereits jetzt sucht die EVG neue Kandidierende für die nächsten Sozialwahlen, die 2023 stattfinden.
Claudia Huppertz und Robert Prill, Versichertensprecher*innen bei der BAHN BKK und der KBS, stellten in eingespielten Interviews heraus, wie wichtig es ist, dass Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertreter in den Selbstverwaltungsorganen im Sinne der Versicherten agieren. „Gewerkschafter bringen den solidarischen Grundgedanken mit“, so Claudia Huppertz. „Es geht uns nicht um Einzelinteressen, sondern um die Allgemeinheit.“
Ein wichtiges Element der Gewerkschaftsarbeit der EVG sind die Fachgruppen. Sie bündeln das Wissen der Mitglieder in den verschiedenen Berufen der Bahn und transportieren es in die Arbeit der EVG. Vier Kollegen aus verschiedenen Zentralen Fachgruppen (ZFG) gaben in einer Podiumsrunde einen Einblick in die Arbeit dieser Gremien.
„Wir haben unsere Themen bei DB Regio Bus ganz oben platziert“, so Achim Schraml aus der ZFG Bus. „Wir gestalten mit. Wir sind die Fachleute vor Ort und nur so kann man Probleme lösen.“ Wichtigstes Thema der ZFG Bus: die Absicherung der Beschäftigten. „Wenn bei ein*er Busfahrer*in, die täglich unsere Kinder zur Schule und wieder zurück bringt, das Geld nicht zum Leben reicht, dann ist das traurig. Busfahrende brauchen faire Bezahlung, Wertschätzung und eine Absicherung beim Betreiberwechsel.“
Wir sind in der Eisenbahnerfamilie angekommen und spüren das auch.
Thomas Pfeiffer aus der ZFG NE-Bahnen sieht die Fachgruppen „als politischen Arm der EVG.“ Er machte das plastisch am Beispiel der NE-Bahnen fest: „Wir sind in der Eisenbahnerfamilie angekommen und spüren das auch. Wir kommen aus der Billiglohn-Ecke und dank der EVG stehen wir da, wo die DB steht.“
Für Dirk Richter aus der ZFG Lokfahrdienst ist es „die Aufgabe einer Fachgruppe, zu nerven. Denn wir bearbeiten die Themen, die in der Flughöhe der Gewerkschaft ansonsten kaum vorkommen.“ Sein Appell deshalb: „Unterstützt eure Fachgruppen, egal in welchem Bereich. Und vernetzt euch: Auch Lokführer und Busfahrer haben gemeinsame Themen.“
Die Sichtweise der Kollegen wurde von Uwe Müller von der ZFG Beamte und Behörden ergänzt. „Die Stellung der Beamtinnen und Beamten im Bahnkonzern muss abgesichert werden. Und in der Fachgruppe bearbeiten wir die Themen so, dass wir die Kolleginnen und Kollegen mitnehmen.“