22. Ordentlicher Bundeskongress (OBK) des DGB eröffnet: „Der 8. Mai ist und bleibt für uns ein Tag des Friedens“

Was für ein Vormittag in Berlin! Mit einem emotionalen Auftakt ist am Sonntag der 22. Ordentliche Bundeskongress (OBK) des DGB eröffnet worden. Rund 400 Delegierte aus allen Mitgliedsgewerkschaften des DGB bilden das „Parlament der Arbeit“. Sie werden bis zum Donnerstag die Leitlinien der Politik unseres Dachverbandes in den kommenden Jahren diskutieren und festlegen.

Reiner Hoffmann

Alte Arbeiterlieder neu und frisch interpretiert, dazu Zitate aus Schriften von Friedrich Engels über Esther Bejerano bis hin zu Beschäftigten von heute - sie zeigen, wie aktuell auch heute das ist, wofür wir als DGB-Gewerkschaften eintreten: Solidarität als der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, Frieden und Demokratie, gerechte Verteilung der Lasten, Chancengleichheit von Männern und Frauen. Junge Künstlerinnen und Künstler haben dafür ein facettenreiches und spannendes Programm zusammengestellt.

Ein Thema zieht sich wie ein Leitmotiv durch die Reden und Grußworte dieses Vormittags. Heute vor 77 Jahren endeten in Europa der Zweite Weltkrieg und zugleich die verbrecherische Nazi-Herrschaft. Doch ausgerechnet dieser Tag steht im Schatten eines verbrecherischen und menschenverachtenden Krieges nur wenige hundert Kilometer entfernt. „Der 8. Mai ist und bleibt für uns ein Tag des Friedens“, so der scheidende DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. „Ein sofortiger Waffenstillstand ist die Forderung aller Gewerkschaften heute an Putin, hier in Deutschland und in aller Welt."

„Nationalismus, Völkerhass und imperialer Wahn dürfen nicht die Zukunft Europas bestimmen, das müssen wir verhindern.“

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

„Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung“, unterstreicht auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Einen Schlussstrich kann es nicht geben - das gibt uns dieser Tag auf.“ Der russische Überfall auf die Ukraine sei ein „Epochenbruch“, so Steinmeier weiter. „Er verletzt nicht nur die Grenzen, sondern Russland spricht der Ukraine das Recht auf eine eigene Staatlichkeit ab.“ Europa befinde sich dadurch in einer „neuen gefährlichen Situation“. „Nationalismus, Völkerhass und imperialer Wahn dürfen nicht die Zukunft Europas bestimmen, das müssen wir verhindern.“ Schon jetzt, so der Bundespräsident, bekommen auch in Deutschland viele Menschen bereits die Folgen des Krieges zu spüren. Wie diese Lasten bewältigt und gerecht verteilt werden, sei eine entscheidende Frage in der nächsten Zukunft und hier komme es auch besonders auf den DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften an. „Pandemie, Flut, Klimawandel, Krieg - diese mehrfache Krisenerfahrung zeigt, wie dringlich es ist, gemeinsam zu handeln, um unser Land in eine sichere Zukunft zu führen. Dem DGB und seinen Mitgliedsgewerkschaften kommt hier eine große Rolle zu."

Franziska Giffey

Sie sei „sehr stolz, dass Berlin in diesen Wochen die Stadt der offenen Arme und der offenen Herzen ist“, so die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, in ihrem Grußwort. Mehr als 50.000 Geflüchtete aus der Ukraine hätten bisher in der Hauptstadt eine neue Heimat gefunden. Den DGB-Kongress wertet sie als ein klares Signal, dass die Themen der Arbeiterbewegung nach wie vor aktuell sind: „Sie geben eine Antwort an diejenigen, die in Sozialabbau und Deregulierung die Lösung alles Probleme sehen und die das toll und hip finden. Nein, das ist es nicht. Alle heutigen Herausforderungen, sei es Digitalisierung, sei es Globalisierung, werden wir nur bewältigen, wenn die Rechte und die Interessen der Beschäftigten gewahrt werden."

Das Beste kommt zum Schluss an diesem Vormittag: Zu den Klängen von „We shall overcome“ erheben sich die Teilnehmenden von den Sitzen und stimmen gemeinsam diese Hymne der Bürgerrechtsbewegung an. Der Kongress hat Schwung von Anfang an – beste Voraussetzungen für die kommenden Tage.

 

22. Ordentlicher DGB-Bundeskongress