Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum 3. Ordentlichen Gewerkschaftstag der EVG: Der Bundesvorstand (BuVo) befasste sich in erster Lesung mit den insgesamt sieben Leitanträgen. Der Kongress im Oktober steht unter dem Motto „Bewegen, was uns bewegt“. Er wird die Leitlinien der Politik der EVG in den kommenden fünf Jahren festlegen und einen neuen Geschäftsführenden Vorstand (GV) wählen. Der aktuelle GV legte dem BuVo hierfür einen Personalvorschlag vor.
Der derzeitige Stellvertretende Vorsitzende Martin Burkert erklärte offiziell seine Kandidatur für den Vorsitz. „Ich bin bereit dazu, Verantwortung zu übernehmen“, so Martin Burkert. „Unsere stolze Vergangenheit im Herzen, aber die Herausforderungen der Zukunft im Blick.“ Anspruch der EVG in den nächsten Jahren sei, „in allen Betrieben unseres Organisationsbereichs die gestaltende Kraft zu sein. Und wir wollen Branchengewerkschaft entlang der gesamten Wert-schöpfungskette Eisenbahn sein. Wir wollen die ganze Breite unseres Organisationsgebietes abbilden und wir wollen weiterhin Mitmachgewerkschaft bleiben.“
Um das zu organisieren, brauche man ein „entschlossenes und starkes Team“. Es sei auch eine bewusste Entscheidung des GV gewesenen, sich paritätisch aufzustellen und „jünger und weiblicher zu werden“. Deshalb werden die derzeitigen GV-Mitglieder Cosima Ingenschay und Kristian Loroch als seine Stellvertreter:in kandidieren. Als viertes Vorstandsmitglied schlägt der GV die derzeitige Personalleiterin der EVG, Katrin Dornheim, vor.
Die Entscheidung über diesen Vorschlag wird jetzt in einem offenen und transparenten Prozess vorbereitet. Noch bis Anfang Juni können weitere Interessierte eine Bereitschaft zu ihrer Kandidatur erklären. Der Bundesvorstand wird dann auf seiner nächsten Sitzung Ende Juni einen Personalvorschlag beschließen.
Der Gewerkschaftstag im Oktober wird über insgesamt 359 Anträge entscheiden, darunter ein Dach- und sechs Leitanträge.
Breiten Raum in der April-Sitzung des BuVo nahm ein aktuelles Thema ein: das sog. 9-Euro-Ticket. Von Juni bis August sollen alle Bundesbürger, so sieht es das „Entlastungspaket“ der Bundesregierung vor, für 9 Euro im Monat alle Angebote im SPNV und ÖPNV nutzen können. Mitglieder des Bundesvorstandes aus verschiedenen Bereichen brachten ihre Bedenken zum Ausdruck. Denn im Detail ist vieles ungeklärt.
„Was auf uns zurollt, kennen wir noch vom Schönes-Wochenende- Ticket“, so der Vize-Vorsitzende des GBR DB Regio, Ralf Damde. „Wir haben dafür weder das Personal, noch das Material. Und die Zweckverbände haben unterschiedliche Regelungen zur Fahrradmitnahme.“
Engpässe wird es aber absehbar nicht nur bei DB Regio geben, sondern auch den NE-Bahnen, den Busgesellschaften, in der Instandhaltung, bei DB Sicherheit, bei Station&Service, im Vertrieb, bei DB Services – und in der Infrastruktur. Denn gerade in diesen drei Monaten muss die volle Kapazität des Schienennetzes zur Verfügung stehen.
„Wir brauchen verbindliche Zusagen der Politik und wir brauchen Geld. Aber schon in der ersten Runde des Gesetzgebungsverfahrens fehlen 750 Millionen Euro“, kritisiert Damde. Das 9-Euro-Ticket, so der stellvertretende GBR-Vorsitzende, „ist eine Chance, aber wir müssen aufpassen, dass wir als Eisenbahner:innen am Ende nicht als diejenigen dastehen, die es nicht umgesetzt bekommen.“ Diese Position unterstützte auch der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel: „Wir sollten dazu beitragen, dass es funktioniert, aber wir müssen als EVG dafür sorgen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen nicht verheizt werden. Wir fordern von der Politik, dass alles getan wird, um das Wohl der Beschäftigten sicherzustellen.“