Aufsichtsratswahlen 2025: „Eure Stimme für knallharte Kontrolle“

Finale in Leipzig: In der Messestadt sind rund 3.000 Delegierte zusammengekommen, um den Konzern-Aufsichtsrat der Deutschen Bahn sowie die Aufsichtsräte von acht Konzerngesellschaften zu wählen.

Sie selbst sind im Januar in allen Betrieben des Konzerns gewählt worden. In der Delegierten-Vorbesprechung am Dienstagabend für die mehr als 2.200 Delegierten der EVG präsentieren sich noch einmal die Kandidierenden der EVG mit ihren Themen für die kommenden fünf Jahre.

Dienstagnachmittag, gegen 16 Uhr. Ulrike Schuldt hat noch einmal durchgeatmet, bevor sie gleich auf der Delegiertenvorbesprechung der EVG sprechen wird. Die Vorsitzende des Hauptwahlvorstandes der Deutschen Bahn fühlt sich „positiv-aufgeregt“. Ihr siebenköpfiges Team habe zwar „eine tolle Arbeit gemacht, dennoch bin ich ein bisschen froh, wenn es vorbei ist. Denn es war ein Jahr lang harte Arbeit und nur auf diesen Tag fokussiert.“

„Es war ein Jahr lang harte Arbeit und nur auf diesen Tag fokussiert.“

Ulrike Schuldt, Vorsitzende des Hauptwahlvorstandes der Deutschen Bahn

Eigentlich ist der Hauptwahlvorstand „nur“ dafür zuständig, die Aufsichtsratswahl rechtssicher durchzuführen. Die Vorbereitungen hierfür laufen allerdings schon seit 2021 - inklusive Beratung und Unterstützung der Betriebs- und Unternehmenswahlvorstände, inklusive Auswahl des Tagungsortes - in diesem Jahr die Leipziger Messe - inklusive Auswahl der Hotels und inklusive zahlloser Kleinigkeiten. Zugespitzt gesagt, „haben wir uns um jedes Schlüsselband gekümmert“.

Kurz nach 17 Uhr. „Ihr seid hergereist mit einer großen Verantwortung.“ Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert begrüßt die rund 2.200 Delegierten der EVG. Jede:r von ihnen bringt mindestens 90 Stimmen mit. „Eure Kolleg:innen haben euch beauftragt, die Arbeitnehmerbänke zu wählen. Eure Stimme entscheidet über die Zukunft des DB-Konzerns und der Arbeitsplätze eurer Kolleg:innen.“

„Wir werden wachsam sein in den Aufsichtsräten. Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz.“

Martin Burkert, EVG-Vorsitzender

Martin legt in seiner Rede den Schwerpunkt auf die großen Herausforderungen, die in den nächsten Jahren vor der DB stehen. 90 Milliarden Euro Sanierungsstau in der Infrastruktur, vor allem aber die Rufe nach einer Zerschlagung des Konzerns. „Wir lehnen eine Zerschlagung ohne Wenn und Aber ab und wir sind die einzige Gewerkschaft, die sich so klar positioniert.“

Aber es gibt nicht nur Herausforderungen von außen, sondern auch hausgemachte: die sog. Transformation bei DB Cargo, das Sanierungsprogramm „S3“, die Zukunft der Werke steht wieder auf der Kippe. „Wir werden wachsam sein in den Aufsichtsräten. Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz. Eure Stimme ist daher auch eine Stimme für knallharte Kontrolle.“

In der anschließenden Vorstellung der Kandidierenden kommen noch weitere Themen zur Sprache, die den

Kolleg:innen in den einzelnen Konzernunternehmen auf den Nägeln brennen. 

  • „Die Politik hat Riesenziele für die Eisenbahn ausgegeben, aber sie hat nicht den Mut, dafür etwas zu tun“, so die KBR-Vorsitzende Heike Moll. „Wir werden kämpfen müssen für den integrierten Konzern. Dafür müssen wir uns bei dieser Wahl bestmöglich aufstellen und zeigen, welche Kraft wir haben.“ 
  • Für die InfraGO sieht Berthold Hillebrand vor allem die Infrastrukturfinanzierung im Fokus. „Von den Anteilseignern wird meistens nur der wirtschaftliche Aspekt gesehen. Daher ist es wichtig, dass die Arbeitnehmerbank immer wieder die Interessen der Beschäftigten zum Ausdruck bringt.“ 
  • Für Ralf Damde, Spitzenkandidat bei DB Regio, sind es auch die ganz alltäglichen Probleme der Beschäftigten, die ihn umtreiben. „Unsere Kolleg:innen aus dem Busbereich können oftmals an der Endhaltestelle nicht mal auf die Toilette gehen. Auch das kann man durchaus mal im Aufsichtsrat ansprechen.“

„Wir werden kämpfen müssen für den integrierten Konzern.“

Heike Moll, KBR-Vorsitzende
  • Auch für DB Cargo spricht sich Martin Braun für eine Mitbestimmung aus einem Guss aus. „Die Betriebsräte bei DB Cargo haben gemeinsam mit der EVG voriges Jahr die Auslagerung des Kombinierten Verkehrs verhindert. Das zeigt, wir haben eine starke betriebliche Mitbestimmung und das wollen wir in der Unternehmensmitbestimmung fortsetzen.“
  • Manfred Scholze von DB Fernverkehr weist auf die schwierige wirtschaftliche Situation des Unternehmens hin. „Da wird dann von der Anteilseignerseite vorgeschlagen, Verkehre auszudünnen. Aber das kostet Arbeitsplätze nicht nur im Fernverkehr, sondern auch in der Instandhaltung und in der Reinigung. Umso wichtiger ist es, dass wir im integrierten Konzern miteinander solidarisch sind.“ 
  • Stichwort Reinigung: „Wir sind vielfältig unterwegs: 10.000 Beschäftigte aus 174 Nationen“, so Caner Cengiz von DB Services. „Und auch unser Kandidatenteam ist vielfältig aufgestellt.“ Die Arbeit der Services-Kolleg:innen sei keine minderwertige. „Wer will in einen schmutzigen Zug einsteigen? Niemand.“

„Wir bleiben das Gesicht der Bahn.“

Claudia Kaus, DB Vertrieb
  • Mit großen Problemen hat derzeit auch die DB Fahrzeuginstandhaltung zu kämpfen. „Wir kämpfen um jedes Werk, um jeden Mann und jede Frau“, Spitzenkandidaten Saskia Borchert. „Ein gutes Wahlergebnis gibt uns die breite Brust, um die Herausforderungen zu meistern.“ 
  • „Wir müssen immer wieder klarmachen, dass es uns braucht“, so Claudia Kaus von DB Vertrieb. Reisezentren sollen geschlossen, Automaten abgebaut werden. „Aber wir bleiben das Gesicht der Bahn.“

Fazit des Abends: Die EVG ist mit starken Kandidatenteams gut aufgestellt für die Wahlen. Angesichts der Herausforderungen „ist mein Respekt noch größer, dass ihr euch zur Wahl stellt“, so Martin Burkert abschließend. Jetzt sind die Delegierten an der Reihe!

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