Die fünftägige EVG-Motorrad-Sommertour 2017 ist am Freitag mit einem Besuch bei der Erfurter Bahn zu Ende gegangen. Mit dabei war der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner.
Insgesamt haben die Kolleginnen und Kollegen neun Betriebe besucht. Mit vielen Abstechern ging es von Hagen nach Erfurt. Die diesjährige Sommertour machte ganz bewusst in vielen Betrieben aus dem Bereich der sogenannten NE-Bahnen Halt. Für sie verhandeln wir gerade den Branchentarifvertrag neu. Eine unserer Kernforderungen dabei ist das EVG-Wahlmodell.
Im Rahmen der Tour haben die Kolleginnen und Kollegen auch auf unsere Forderungen zur Bundestagswahl aufmerksam gemacht und dazu animiert, am 24.09. wählen zu gehen. Eine Kernforderung dabei: Rente muss für ein gutes Leben reichen. Weitere Forderungen sind u.a. der Ausbau der Schieneninfrastruktur und die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene sowie die Bereitstellung von mehr Geld für Bildung und Sicherheit im Verkehr.
Die letzte Station der EVG-Motorrad-Sommertour wurde am Freitag bei der Erfurter Bahn gemacht. Das städtische Unternehmen kann auf gut 100 Jahre Tradition zurückblicken. Diskutiert wurden unter anderem die Verkaufsabsichten, die der Oberbürgermeister Anfang des Jahres hatte. Mit dem Geld sollte ein städtisches Schulsanierungsprogramm finanziert werden. Diese Pläne wurden allerdings durch massive Proteste des Betriebsrates und der EVG-Betriebsgruppe Erfurter Bahn und Südthüringenbahn verhindert.
Ein weiterer Diskussionspunkt war das fehlende Personal. Die Erfurter Bahn bildet zwar selbst aus, doch nur jeder zweite ist im Anschluss für eine Übernahme geeignet.
Zurzeit laufen die Verhandlungen zum EVG-Wahlmodell für die rund 500 Kolleginnen und Kollegen der Erfurter Bahn. Bisher mauert die Geschäftsleitung allerdings noch und fürchtet weiteren Personalbedarf. Gleichzeitig sieht der Arbeitgeber aber auch, dass einzelne Mitarbeiter /-innen überlegen, in ein Unternehmen zu wechseln, in dem das EVG-Wahlmodell bereits eingeführt wurde. Die Verhandlungen bleiben also spannend.
Ein wenig nostalgisch wurde die Sommertour der EVG-Biker beim Besuch den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Wernigerode. Das Unternehmen verfügt mit 140 Kilometern Länge über das drittgrößte Schienennetz privater Anbieter - muss aber die Regulierungsbehörde nicht fürchten, weil vorwiegend Nostalgiefahrten angeboten werden.
Mit diesem „Pfund", das viele Touristen anzieht, versuchte man beim EVG-Betriebsbesuch zu punkten und machte dabei vergessen, dass die Geschäftsleitung jüngst erst mit Bussen statt mit Dampfloks fahren wollte, weil es an Personal mangelte. Erst der Protest des EVG-Betriebsrates, der auch die Medien über die Missstände informierte, wendete das Blatt.
Interessante Einblicke gewährte der Besuch in der Leitstelle. Hier erfuhren die EVG-Biker, dass man bei der HSB an einer ungewöhnlichen und gesetzlich nicht vorgeschriebenen Sicherungstechnik arbeitet: die Züge „kommunizieren" per GPS miteinander und können so erkennen, wenn auf einer eingleisigen Strecke, wider aller Vorschriften, Begegnungsverkehr droht. Dann werden beide Lokführer durch ein deutlich vernehmbares optisches und akustisches Signal zum Bremsen aufgefordert. Erste Versuche verlaufen erfolgreich, so dass die Technik möglicherweise noch in diesem Jahr zum Einsatz kommt.
Die eine Werkstatt liegt linker Hand und wird von der erixx betrieben, die andere, deutlich größere, auf der rechten Seite und wird von der OHE genutzt.
28 Werkstattmitarbeiter sind es, die bei der erixx 53 Fahrzeuge warten. Alle 30 Tage müssen die Züge in die Werkstatt, so will es der Aufgabenträger. Gearbeitet wird von Dienstag bis Freitag in drei Schichten, ansonsten „nur" früh und spät. Erst Ende Juli konnte die EVG für die dort organisierten Mitglieder einen neuen Tarifvertrag aushandeln.
Auch bei der erixx waren umweltfreundliche Antriebskonzepte ein Thema, das mit den Kolleginnen und Kollegen diskutiert wurde. Auf dem Dieselnetz gibt es nur wenig Einheiten, die schon die Ad blue-Technologie nutzen - bei der erixx mit offensichtlich weniger Problemen, als bei anderen Wettbewerbern, was möglicherweise an unterschiedlichen Motorenlieferanten liegt.
80 Werkstattmitarbeiter sind bei der OHE beschäftigt. Erledigt werden alle anfallenden Aufgaben. Das „Konstrukt" ist etwas merkwürdig: das Land Niedersachsen ist eigentlich der Aufgabenträger, hat diese Aufgabe aber Bombardier übertragen, die die Instandhaltung an die eigene Tochter OHE vergeben hat.
Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner machte beim gemeinsamen Frühstück mit den Kolleginnen und Kollegen deutlich, dass das Ziel der EVG sei, das EVG-Wahlmodell bei allen Eisenbahnverkehrsunternehmen durchzusetzen - und natürlich in dem von der EVG organisierten Busbereich auch. Die Werkstattmitarbeiter nahmen das zufrieden zur Kenntnis.
Am Vormittag des dritten Tages der EVG-Motorrad-Sommertour ging es zur Eurobahn nach Bielefeld. Die 12 Beschäftigten in der dortigen Werkstatt betreuen 3 Gleise in 2 Hallen. Die Auslastung ist vor allem früh und in der Nacht am größten. In Spitzenzeiten müssen auch immer wieder Leiharbeiter eingesetzt werden, vor allem Schlosser, die alles können und machen müssen.
Neben den Werkstatt-Beschäftigten arbeiten rund 200 Triebfahrzeugführer/-innen bei der Eurobahn. Hier soll der Organisationsgrad der EVG weiter gesteigert werden. Ein überzeugender Grund für den Eintritt in unsere Gewerkschaft sind die derzeitigen Verhandlungen zum BranchenTV. Wir fordern für die Beschäftigten u.a. das EVG-Wahlmodell.
Vorwiegend junge Kolleginnen und Kollegen sind es, die bei der Westfalenbahn in der Werkstatt arbeiten. 2015 ist die moderne Halle errichtet worden, deren Besonderheit die Möglichkeit ist, einen Zug mit 26 Achsen in einem anzuheben.
Der Wunsch nach einem EVG-Tarifvertrag war eines der Themen, die beim Grillfest vor der großen Halle diskutiert wurde. In großer Zahl saßen die in orange gekleideten Kolleginnen und Kollegen mit den Motorradfahrern zusammen und genossen die gemeinsame Pause. Mit dabei einige Mitarbeiter von Stadler, die die Gewährleistungsarbeiten an den neuen Zügen durchführen.
Beim anschließenden Gang durch die Werkstatt wurde ausgiebig über Arbeitsbedingungen und die unterschiedlichen Aufträge gesprochen. So müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zweimal im Jahr die Sitzgarnituren tauschen - im Frühjahr gegen Fahrradständer und im Winter wieder gegen zusätzliche Doppelgruppen.
Kurz bevor es weiter nach Uelzen ging, konnte EVG-Gewerkschaftssekretär Sebastian Bitterwolf den Eintritt der beiden jüngsten Beschäftigten in die EVG vermelden. Zum Dank gab es ein Erinnerungsfoto mit dem Vorsitzenden der EVG.
Dass die Nordwestbahn aus allen Nähten platzt, war schon beim Parken auf dem Betriebsgelände zu spüren. Das 1999 gegründete Unternehmen wächst stetig und hat, seitdem die jüngste Ausschreibung gewonnen wurde, wahrnehmbar Schwierigkeiten, alle zur Wartung oder Reparatur anstehenden Züge auf dem Betriebsgelände abzustellen. Expansion ist kaum möglich, da direkt hinter der Werkstatt das Hafenbecken beginnt.
Um die 47 Züge, die gewartet werden müssen, kümmern sich 23 Werkstattmitarbeiter; dass dafür in der Halle nur drei Gleise zur Verfügung stehen, ist eine besondere Herausforderung.
Gearbeitet wird in drei Schichten, wobei die Dienstplangestaltung als äußerst flexibel gilt. Soweit möglich, können sich die Kolleginnen und Kollegen ihre Schicht aussuchen und untereinander passend tauschen.
Interessant auch der Blick in die Leitstelle, in der mehr als 20 Kolleginnen und Kollegen in unterschiedlichen Schichtmodellen arbeiten. Nach einem kurzen gemütlichen Beisammensein nahmen die Motorrad fahrenden Kollegen noch die Gelegenheit wahr, an der Sitzung der Betriebsgruppe teilzunehmen. Wesentliches Thema: die aktuellen Tarifverhandlungen, die augenblicklich auf der Stelle treten.
"Wir müssen dem Arbeitgeber zeigen, dass wir es ernst meinen", machte EVG-Vorsitzender Alexander Kirchner deutlich. Er verwies auf den aktuellen Abschluss bei der WLE, die von den EVG-Bikern am Morgen besucht worden war. Nach elf Monaten Verhandlung und sechs unterschiedlich langen Warnstreiks, waren die EVG-Forderungen dort durch. "Und das können wir bei der Nordwestbahn auch hinbekommen", machte Alexander deutlich. "Macht, was Ihr für nötig haltet, unsere Unterstützung habt Ihr", hieß es zur Ermutigung.
Am Dienstagvormittag stand der Besuch bei der WLE in Lippstadt an. Bei dem mittelständischen Unternehmen im Güterverkehr war es am Vortag gelungen, einen Tarifabschluss zu erzielen.
Das Unternehmen fährt regelmäßig Ganzzüge nach München, Hamburg und Berlin, aber auch zu regionalen Zielen - vornehmlich zu Kalkwerken. Die WLE verfügt über 148 Kilometer eigenes Schienennetz, 29 Loks und 55 Güterwagen. In einer kleineren Werkstatt arbeiten insgesamt 38 Beschäftigte in Frühschicht ab 7 Uhr.
Früher übernahm das Unternehmen auch die Wartung von Zügen, die für Dritte gefahren wurden. Allerdings setzen diese heute mehr auf mobile Instandhaltung. Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland, die direkt im Gleisbett reparieren, seien billiger, als Fachleute in der Werkstatt.
Genügend zu tun, gäbe es aber heut immer noch. Radreifen und Wellen müssten geprüft und instand gehalten werden. Das passiert hier bei der WLE noch nach guter alter Schule in Handarbeit.
Nach einem kurzen Abstecher durch die Ausläufer des Sauerlandes ging es für die Teilnehmer/-innen weiter nach Dortmund zu DB Fernverkehr.
Beim Gang durch die Werkstatt von DB Fernverkehr fällt vor allem eines auf: Hier ist alles auf Effektivität getrimmt. Alle Ersatzteile und Werkzeuge für eine bestimmte Instandhaltung finden sich in einem Koffer mit bebilderter Anleitung.
Das funktioniert im Arbeitsalltag, der vor allem Nachts stattfindet. Dann nämlich brummt der Laden. Rund 260 Beschäftigte arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb, auch am Wochenende, viele davon in Dauernachtschicht. Vakanzen im Schichtplan werden über die DB Zeitarbeit gedeckt.
Nach dem Besuch ging es für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen weiter nach Lippstadt, wo für den Abend noch ein Treffen mit einigen Mitgliedern der Verhandlungsdelegation anstehen sollte.
Morgen steht dann am Vormittag die Werksbesichtigung bei der Westfälischen Landes-Eisenbahn an, bevor es am Nachmittag zur Nordwestbahn nach Osnabrück geht.
Lippstadt war das Ziel des ersten Tour-Tages. Am Abend gab es noch ein kurzfristiges Zusammentreffen mit Teilnehmern der Verhandlungsdelegation. Der war es - nur Stunden zuvor - nach elf Monaten Verhandlung und fünf Warnstreiks - gelungen bei der WLE einen neuen Tarifvertrag abzuschließen. Den mühsamen, aber letztlich erfolgreichen Weg dorthin, erläuterte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der EVG-Motorradtour Gewerkschaftssekretär Sebastian Bitterwolf.
Am Montagvormittag stand der Besuch bei Abellio in Hagen auf dem Plan. Die Tochter der niederländischen Abellio Transport Holding B.V. hat sich von der kleinen "Glückauf-Bahn" zu einem ernstzunehmenden Anbieter von Nahverkehrsleistungen entwickelt und ist weiter auf Expansionskurs, bis 2020 sollen es bis zu 800 Mitarbeiter/-innen werden.
Die Triebfahrzeugführer/-innen und Zugbegleiter/-innen bei Abellio sind fest angestellt. Ab dem nächsten Jahr werden Eisenbahner/-innen im Betriebsdienst ausgebildet. Die Beschäftigten in der Werkstatt arbeiten in modernen Hallen und 2 Schichten (Früh und Nacht). Insgesamt werden 29 Züge gewartet, gefristet und repariert.
Beim Besuch wurde auch der Bahnverkehr der Zukunft intensiv diskutiert. Themen waren unter anderem die Verwendung von AdBlu in Dieselzügen und grenzüberschreitende Fahrten in die Niederlande.