Fragen und Antworten

Der Weichenstellungsprozess – Rückblick und Ausblick

Worum geht es im Prozess Weichenstellung?

Die Welt um uns herum verändert sich, davon bleiben auch der Verkehrssektor und damit unser unmittelbares Organisationsgebiet nicht unberührt. So hat die fortschreitende Digitalisierung massive Auswirkungen auf viele Arbeitsplätze. Und auch im Verkehrssektor machen sich neue Geschäftsmodelle breit. Vor diesem Hintergrund geht es uns um die Frage: Wie müssen wir uns selbst als Organisation verändern, um auch 2030 eine starke und erfolgreiche Interessenvertretung zu sein.

Mit welchen Methoden arbeiten wir dabei?

Typisch EVG: Wir entscheiden so etwas nicht in kleinen Zirkeln, sondern binden so weit wie möglich unsere Mitglieder ein. Niemand von uns kann in die Zukunft schauen. Aber: Wir können den Sachverstand unserer Mitglieder nutzen, um die aktuellen Entwicklungslinien zu erkennen – und um daraus mögliche Szenarien für die Zukunft zu gewinnen. Szenarien sind mögliche künftige Entwicklungen. Wer sie kennt, kann sich auf sie vorbereiten und Handlungsstrategien entwickeln. 

Dabei sind folgende Quellen genutzt worden: gezielte Interviews, eine Online-Befragung unter unseren Mitgliedern - und nicht zuletzt die Sommertour des Geschäftsführenden Vorstandes. Im Sommer 2017 hatte der GV an sechs Standorten mit unseren Mitgliedern über die mögliche Zukunft und ihren konkreten Beitrag dazu diskutiert.

Und wo stehen wir in diesem Prozess?

Aus den genannten Quellen sind vier mögliche Szenarien entwickelt worden, die jetzt unsere weitere Handlungsgrundlage bilden:

Szenario I, „Smart Service“: Neue Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen und Mobilitätsdienstleistungen drängen auf den Markt, der Wettbewerb kommt noch mehr in Fahrt. Im Kernbereich der Eisenbahn kommt es zu einem Beschäftigungsrückgang, die bahnnahen Dienstleister aber boomen. Allerdings lassen sich deren Beschäftigte nur schwer gewerkschaftlich von uns organisieren. Auch sind immer mehr Beschäftigte der Meinung, dass sie ihre Interessen auch gut alleine vertreten können. Also: Die Branche wächst, aber die EVG-Mitgliedschaft schrumpft.  Szenario II, „Bahncard 100“: Auch hier wird die Eisenbahn attraktiver. Das Auto verliert an Bedeutung, es wird massiv in die Schiene investiert. Ein gutes öffentliches Nahverkehrsangebot wird als wichtiger Aspekt der Daseinsvorsorge entdeckt. Die EVG positioniert sich stärker politisch. Wir wollen uns einmischen und eine der treibenden Kräfte des Wandels im Verkehrsbereich sein. Mehr Eisenbahn und mehr öffentlicher Verkehr bedeuten  hier auch einen deutlichen Mitgliederzuwachs der EVG.
 
Szenario III, „Schienenersatzverkehr“: Die Arbeitsbedingungen im Bahnsektor werden rauer und unsicherer. Der Wettbewerb und der Kostendruck verschärfen sich, die Digitalisierung wird vor allem zur Senkung von Personalkosten genutzt, prekäre Beschäftigungsformen nehmen zu. Der Verkehr nimmt zu, aber nicht auf der Schiene. Der Investitionsrückstau führt zu massiven Störungen im Bahnbetrieb. Die DB AG trennt sich vom Netz. Auch in anderen Branchen verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen. Die DGB-Gewerkschaften reagieren mit einer grundlegenden Strukturreform. Aber: Die Mitgliederzahlen steigen an, weil die Beschäftigten vor allem jetzt gewerkschaftlichen Schutz brauchen.

Szenario IV, „Stammstrecke“: Die Politik investiert zwar in die Schieneninfrastruktur, aber bei weitem nicht so viel wie nötig wäre. Einige NE-Bahnen ziehen sich aus dem Markt zurück, die Deutsche Bahn festigt ihre Position im Inland und veräußert Geschäftsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Die Beschäftigtenzahlen gehe n zurück. Die EVG sichert ihre Handlungsfähigkeit durch eine Erhöhung des Organisationsgrades in den verbleibenden Bereichen und eine Verschlankung der Organisation.

Wie geht es jetzt weiter?

Auf dieser Basis wollen wir jetzt Strategien und Handlungsoptionen entwickeln, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und die Zukunft gestalten zu können. Dafür haben wir sechs Handlungsfelder definiert:

  • Wir leben Gemeinschaft. Das ist unser Markenkern, das unterscheidet uns von allen anderen. Ihn wollen wir noch weiter ausbauen.
  • Die EVG als Mitmachgewerkschaft.  Egal, welches Szenario eintritt: Wir wollen noch mehr Raum zum Mitmachen für alle Mitglieder herstellen.
  • Vielfalt. Die Zusammensetzung der Mitglieder unserer Organisation muss sich in allen Gremien widerspiegeln. Wir grenzen niemanden aus.
  • Kollektiv stärkt individuell. Mit dem EVG-Wahlmodell haben wir damit bereits begonnen: Über kollektives Handeln sind die individuellen Möglichkeiten jedes einzelnen erhöht worden.
  • Nachhaltigkeit. Neugewonnene Mitglieder z.B. müssen auch in der Gewerkschaft gehalten werden. Wir wollen Angebote machen, die unsere Mitglieder durch ihr ganzes Berufsleben hindurch begleiten.
  • Bewegliche Organisation. Themen wie z.B. der Branchentarifvertrag, die Betriebsratswahlen, die Einkommensrunde 2018 oder die Nachwuchskräftewerbung dürfen nicht nur Themen für einzelne Fachbereiche sein, sondern Querschnittsaufgaben der gesamten Organisation. 

Für jedes dieser sechs Handlungsfelder gibt es Patinnen und Paten. Sie arbeiten jeweils in Zweierteams  zusammen und steuern den Prozess. Darüber hinaus hat der Bundesvorstand eine Kommission aus ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen gebildet, die den Prozess begleiten. 

Wer kann sich beteiligen – und wie?

Im Grunde kann sich jede und jeder beteiligen, die/der Mitglied der EVG ist. Wer eine Idee zur Zukunft der EVG hat, schreibt die auf – ganz formlos – und schickt sie an ideenraum@evg-online.org. Im Idealfall mit der Zuordnung zu einem der genannten sechs Handlungsfelder. Die Paten-Teams sichten alle Vorschläge und bewerten sie gemeinsam nach objektiven Kriterien – und schlagen dem Geschäftsführenden Vorstand vor, welche Ideen weiterentwickelt werden sollen. Wenn dann aus der Idee eine Konzeption wird, wenn es also an die Umsetzung geht, ist die/der Ideengeber/in wieder mit im Boot – gemeinsam mit dem jeweiligen Patenteam.

Wie geht es weiter?

Die EVA Akademie veranstaltet vom 02. - 04.09.2019 in Weimar und vom 25. - 27.11.2019 in Eisenach Weichenstellungsseminare an. Auf den Seminaren erfährst Du, welche Herausforderungen in der Zukunft auf uns warten. Gleichzeitig kannst Du uns helfen, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Im angehängten Flyer findest Du weitere Informationen. Jetzt anmelden und mitmachen!

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