Die Jahresversammlung der Konzernschwerbehindertenvertrauenspersonen (KSVP) der DB AG in Berlin lieferte erneut viele Anregungen für die nächste Zeit. An zwei Tagen im Dezember wurden Bilanzen gezogen und über Auswirkungen aktueller Themen diskutiert.
Dabei stand der Informationsaustausch mit Konzernvorständen, mit der österreichischen Gewerkschaft Vida, Akteuren aus Politik und Verbänden sowie das Netzwerken der Schwerbehindertenvertrauenspersonen der DB AG im Vordergrund. Die rund 300 anwesenden SVPen der DB AG nutzen die Gelegenheit, aktuelle Herausforderungen der 12.500 Mitarbeitenden mit Behinderung oder Gleichstellung zu diskutieren und Lösungen einzufordern.
Jede:r Redner:in auf der Bühne beschrieben zu Beginn ihr äußeres Erscheinungsbild, im Saal gab es zwei Gebärden-Dolmetscherinnen, die die gesamte Veranstaltung für gehörlose Teilnehmenden übersetzten und die Bühne wurde bei Bedarf mit einer Rampe versehen. Ein wichtiger Teil der Veranstaltung war die Leuchtturmverleihung für inklusive Projekte. Hier werden Projekte von engagierten Kolleg:innen gewürdigt, die mit viel Einsatz und Herz Projekte initiiert haben, um Arbeitsplätze barrierefrei zu gestalten. Dadurch ist es gelungen, Menschen mit Behinderung einzustellen oder ihre Arbeitsplätze nach Eintritt einer Behinderung zu erhalten. Von 27 eingereichten Projekten wurden sechs in Berlin vorgestellt und drei auf der Jahrestagung prämiert.
Die SVPen als betriebliche Interessenvertretungen sind entscheidend für die Stärkung der Stimme von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz. Sie fördern die Vernetzung mit politischen Vertretern, Verbänden und Arbeitgebern.
Für das auslaufende Jahr 2024 zieht KSVP Steffen Pietsch eine überwiegend positive Bilanz. Allem voran steht dabei die Ausweitung des Inklusionszentrums im Bereich Recruiting. Hier wird beispielsweise geprüft, ob bei einer Ablehnung von behinderten Bewerber:innen möglicherweise andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb des Konzerns bestehen. „Die Zahlen sprechen für sich“, sagt Steffen Pietsch. „Viele der Bewerber:innen konnten mit einem alternativen Ausbildungs-/Arbeitsplatz versorgt werden“.
Deutliche Kritik durften die eingeladenen Konzernvorstände mitnehmen. So lasse der Arbeitgeber die Potenziale von Menschen mit sichtbaren oder unsichtbaren Behinderungen zu oft ungenutzt. Hier wurde spürbare Nachbesserung eingefordert und zugleich von DB-Seite gelobt. Gerade auch deswegen, weil beim Thema Fachkräftemangel die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht sei, stellten die KSVP-Vertreter:innen in den Raum. So werden bis Ende dieses Jahrzehnts rund 60.000 Beschäftigte altersbedingt den Konzern verlassen. Deswegen sei es unabdinglich, beim Personalbestand und -zuwachs ein hohes Maß an Stabilität zu erreichen.
Große Übereinstimmung ergab sich in der Notwendigkeit des dauerhaften und konsequenten Netzwerkens untereinander. Vorschläge, wie beispielsweise einen Infokanal aus allen KVPen für gemeinsam nutzbare Lösungen, wurden dabei ins Feld gebracht. „Unser Netzwerk kann nie groß genug sein“, so Teilnehmer:innen. Unabdingbar für SVPen ist Freistellungsmöglichkeiten für ihr betriebliches Engagement auszubauen
Im anstehenden, neuen Jahr 2025 sehen sie primär die Bewältigung der geplanten, bzw., feststehenden Veränderungen im Konzern. Beispielsweise dem Verkauf der DB Schenker AG. Hier gehen rund 400 schwerbehinderte Kolleg:innen verloren. Für sie gilt es inklusive Lösungen zu entwickeln und zu lösen. Ebenso sieht die KSVP eine große Herausforderung im festgelegten Sanierungskurs bei DB Cargo. Rund 5.000 Kolleg:innen werden vor neue berufliche Anforderungen gestellt werden; unter ihnen auch Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Interessenvertreter:innen der EVG nehmen von der Tagung in Berlin das Versprechen des DB-Vorstandsvorsitzenden DB AG mit: „Die Deutsche Bahn ist ein inklusives Unternehmen. Wir wollen beeinträchtige Menschen mitnehmen“.
Ralf Damde, stellv. Vorsitzender des Konzernbetriebsrates (KBR), brachte es mit seinen Worten auf den Punkt: „Wer sich für Menschen einsetzt, hat es in unserem Land schwer. Wer sich aber für Menschen mit Handicap einsetzt, hat es noch schwerer. Um so größer das Dankeschön des KBR an die Mitglieder der KVSP“.