Die Seniorinnen und Senioren sind ein aktiver und politischer Teil unserer Gemeinschaft.
Das zeigen u.a. die politischen Anträge, die die Bundesseniorenkonferenz am zweiten Konferenztag verabschiedet hat. „Die Weichen sind gestellt für die Positionen der Seniorinnen und Senioren auf dem Gewerkschaftstag“, bilanzierte die Vorsitzende der Bundesseniorenleitung Anne Pawlitz.
Im Mittelpunkt der Anträge steht die Forderung nach einem Daseinsvorsorgeprogramm von Bund und Ländern. „Grundsatz unserer Seniorenpolitik ist, ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben auch im Alter zu garantieren und soziale Teilhabe zu sichern“, erläuterte Lars Scheidler, Bereichsleiter Sozialpolitik der EVG. „Wir sind momentan aber nicht der Auffassung, dass die Politik die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schafft.“
Die weiteren Anträge befassen sich mit dem Themen:
Zu Ende ging die Seniorenkonferenz mit der Verabschiedung von Kolleginnen und Kollegen, die ihre gewerkschaftspolitische Tätigkeit beenden. Wir danken ihnen herzlich für ihr langjähriges Engagement und wünschen ihnen Gesundheit und alles Gute.
Gewerkschaft ist ein lebendiger Pakt der Generationen: Das zeigt sich auch und besonders bei der DGB-Rentenkampagne. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen der EVG-Senioren ließen es sich nicht nehmen an der Pendleraktion teilzunehmen.
Vor Beginn des zweiten Konferenztages der Bundesseniorenkonferenz verteilten sie am frühen Morgen in Fulda Info-Materialien und kleine Geschenke an Pendler.
„Es geht uns nicht nur um eine Generation. Wir wollen zeigen, dass wir in der EVG alle für einander einstehen“, sagte die Stellvertretende EVG-Vorsitzende Regina Rusch-Ziemba. „Rente muss für ein gutes Leben reichen, heute und für künftige Generationen.“
Gleich mit dem ersten Tagesordnungspunkt des zweiten Konferenztages wurde dieser Aspekt fortgeführt: Der frisch gewählte Bundesjugendleiter Vincent Höner überbrachte die Grüße der EVG-Jugend. „Wir brauchen eine gute Kommunikation mit euch und untereinander“, so Vincent. „Wir wollen und müssen nach außen zeigen: Wir sind eine EVG und eine Gemeinschaft.“
Das gelte z.B. für die Verkehrspolitik: „Sie gehört zur Daseinsvorsorge und darf nicht privaten Interessen geopfert werden. Wir müssen gemeinsam gegen eine unsinnige Verkehrspolitik auftreten.“ Auch allgemeinpolitisch gebe es gemeinsame Interessen von Jugendlichen und Senioren, so beim Thema bezahlbares Wohnen. „Es kann nicht sein, dass Rentner, die ihr Leben lang gearbeitet haben, fast ihre ganze Rente für die Miete aufbringen müssen.“
Mit einer Würdigung der Arbeit unserer Seniorinnen und Senioren ist der erste Tag der EVG-Bundesseniorenkonferenz zu Ende gegangen. „Die Senioren sind eine wichtige Truppe“, so der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. „Ihr seid unübersehbar und darauf sind wir stolz in der EVG.“
Dazu trage auch bei, dass es engagierten Kolleginnen und Kollegen immer wieder gelingt, Mitglieder davon zu überzeugen, auch als Senioren in der EVG zu bleiben. „Keine andere DGB-Gewerkschaft macht eine so aktive Seniorenarbeit wie die EVG.“ Insbesondere gingen die Seniorinnen und Senioren immer wieder auf die Jugend zu. „Je stärker der Schulterschluss untereinander ist, desto erfolgreicher sind wir als EVG insgesamt. Darum bitte ich euch: Lasst nicht nach mit eurem Engagement.“
In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte Alexander Kirchner das Wort von Bundespräsident Steinmeier, dass wir in einer Zeitenwende leben. „In keiner Phase in den vergangenen Jahrzehnten gab es so viel Unsicherheit wie heute.“ Darauf gebe es zwei Antworten: eine Politik der Abschottung – und eine Politik, die versucht, die Probleme an der Wurzel zu packen. „Wenn wir überleben wollen, müssen wir die Ursachen bekämpfen. Wir brauchen eine Weltordnung, in der auch 7 und auch 11 Milliarden menschenwürdig leben und friedlich miteinander umgehen können.“
Kirchner warf einen Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl. Die DGB-Gewerkschaften rücken das Thema Zukunft der Rente in den Mittelpunkt des Bundestagswahlkampfes. Er sprach sich auch für mehr Steuergerechtigkeit aus. „Nie ist die Kluft zwischen Arm und Reich so weit auseinander gegangen wie heute, das muss sich ändern.“ Der EVG-Vorsitzende würdigte, dass sich die Bahnbranche erstmals auf drei gemeinsame Kernforderungen an die Parteien geeinigt habe: Senkung der Schienenmaut, den Deutschland-Takt und eine Investitions-Offensive.
Keine andere DGB-Gewerkschaft macht eine so aktive Seniorenarbeit wie die EVG.
Zuvor hatten die sieben Seniorenvertreter im Bundesvorstand eine positive Bilanz der vergangenen fünf Jahre gezogen. Herausragende Themen in dieser Zeit waren u.a.:
Zur Eröffnung der Konferenz warb Franz Müntefering für mehr Generationengerechtigkeit in Deutschland und eine aktive Rolle der älteren Generation.
Der frühere SPD-Chef und Bundesminister ist heute Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. „Wir wollen Generationengerechtigkeit - kein Problem in diesem Land darf nur auf den Schultern einer Generation abgeladen werden“, umriss er das Programm des Verbandes. Die demografische Entwicklung führe dazu, dass für viele Menschen „noch zehn, fünfzehn gute Jahre obendrauf kommen“ - gleichzeitig sinke aber die Zahl der aktiv Beschäftigten. „Wir werden älter, weniger und bunter. Das bedeutet auch eine Herausforderung für die Wohlstandsfähigkeit unseres Landes.“
Die Vernünftigen aller Generationen müssen zusammenhalten, damit nicht die Bekloppten das Sagen bekommen.
Müntefering forderte in diesem Zusammenhang eine gerechtere Steuerpolitik -„diejenigen, die viel haben, müssen ein bisschen mehr abgeben.“ Dabei müssten auch die Firmen im digitalen Bereich herangezogen werden. Wichtig sei auch, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu sichern. Derzeit erleben wir einen dramatischen Abbau der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. „Wenn du alt und nicht mehr so mobil bist, wird dein Lebensradius kleiner. Und auch in diesem kleineren Radius muss die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse garantiert sein. Dazu gehören auch Angebote zur Pflege und zur Palliativmedizin.“
Der BAGSO-Vorsitzende warb für eine aktive Rolle der älteren Generation in Politik und Gesellschaft. „Demokratie hat keinen Schaukelstuhl“, so Franz Müntefering. Auch die ältere Generation könne und müsse sich einbringen - sei es politisch oder im Ehrenamt. „Die Vernünftigen aller Generationen müssen zusammenhalten, damit nicht die Bekloppten das Sagen bekommen.“
Zuvor hatte die Bundesseniorenleitung Anne Pawlitz als ihre Vorsitzende wiedergewählt. Ihre Stellvertreter sind Wolfgang Hable und Arno Wellmanns.