„In die Tarifrunde 2023 starten wir mit deutlichem Rückenwind“. Das machte EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay gleich zu Beginn in Nürnberg deutlich. Die Frankenmetropole war die zweite Station der „Tarif-on-Tour-Reise“ durch alle sechs EVG-Regionen. Deren Ziel ist es, frühzeitig mögliche Forderungen mit den Mitgliedern der EVG zu diskutieren, um dem eigenen Anspruch nach breiter Beteiligung der Basis gerecht werden zu können.
Rückenwind bekommen die Tarifverhandlungen insbesondere durch die rund 15.000 Mitglieder, die im vergangenen Jahr erst in die EVG eingetreten sind. „Unsere neuen Kolleginnen und Kollegen werden wir für unsere innovative Tarifarbeit begeistern“, betonte Cosima Ingenschay. Darunter seien viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, für die Tarifauseinandersetzungen bei Bus und Bahn etwas völlig Neues seien. „Wir wollen alle mitnehmen und vielfältige Möglichkeiten schaffen, sich aktiv in die Tarifrunde 2022 einzubringen.“, so Cosima Ingenschay.
Frühzeitig hat die EVG sechs regionale Koordinatoren beauftragt, diese Aktivitäten zu steuern. Für die Region Süd (Geschäftsstellen Augsburg, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg) hat der Münchner Geschäftsstellenleiter Isidoro Peronace diese Aufgabe übernommen. Er steht allen interessierten Mitgliedern als Ansprechpartner zur Verfügung. (Region Nord: Frank Maur - Region West: Sebastian Bitterwolf, Region Südwest: Nelli Beller, Region Nord-Ost: Uwe Henschel - und Region Süd-Ost: Dennis Bitzer).
„Wir starten mit niedrigschwelligen Aktionen und werden uns in jeder Phase der Tarifrunde steigern“, erläuterten Philipp Collrepp und Jörg Kronberg die Vorgehensweise. Jede Form der Beteiligung sei willkommen. Die regionalen Koordinatoren würden in den nächsten Wochen und Monaten, gemeinsam mit interessierten Mitgliedern, erste Vorschläge erarbeiten und so frühzeitig die gewünschte Aufmerksamkeit schaffen.
Die ersten Verhandlungen würden am 27./28.2.2023 geführt, erläuterte die Leiterin der Tarifabteilung, Carina Peter. Jede Verhandlungsrunde werde gut fünf Wochen dauern, da es gelte mit nahezu 50 Unternehmen zu verhandeln. „Die Tarifrunde 2023 ist insofern etwas anders, als die bisherigen, da wir nicht jedes Unternehmen für sich verhandeln, sondern unsere zentralen Forderungen gemeinsam und zeitgleich in allen Unternehmen durchsetzen wollen, deren Tarifverträge zum 1.3.2023 offen sind. Das wird eine gewaltige Herausforderung, die aber gelingen wird, wenn wir erfolgreich Gemeinschaft leben“, so Carina Peter.
Davon zeigte sich der für den Tarifbereich zuständige Vorstand Kristian Loroch überzeugt. Wenngleich die 2023er Tarifrunde keine einfache werden würde. „Wir werden sicher einige Monate brauchen, bis wir ein tragfähiges Ergebnis erreicht haben“, sagte er. Wichtig sei, schnell wieder handlungsfähig zu sein. Nicht zuletzt aus diesem Grund hätten sich die Tarifkommissionen bereits für eine relativ kurze Laufzeit ausgesprochen.
Auch in Nürnberg war das Thema Mindestlohn ein emotional stark besetztes. Zudem wurde unter anderem über eine mögliche Ballungsraumzulage diskutiert, die besondere Teilzeit im Alter sowie die von den Beschäftigten im Bereich Services und Sicherheit empfundene Ungleichbehandlung, die von Betroffenen massiv kritisiert wurden.
„Welche Schwerpunkte wir gemeinsam in der Tarifrunde 2023 setzen werden, erarbeiten wir in den nächsten beiden Zukunftswerkstätten und entscheiden dies nach der Mitgliederbefragung in den Tarifkommissionen Anfang 2023“, erläuterte Carina Peter den weiteren Prozess. Die Hinweise, die jetzt während der „Tarif-on-Tour“ gegeben würden, würden in die nächste Zukunftswerkstätten einfließen. „Die Beteiligung unserer Mitglieder ist uns insofern auch hier ganz wichtig“, so Carina Peter.
Die Reihe „Tarif vor Ort“ wird am Mittwoch, den 25.5. in Mainz fortgesetzt. In der nächsten Woche sind Cottbus (31.5.), Hannover (1.6.) und Oberhausen (2.6.) die nächsten Stationen. Kurzfristige Anmeldungen sind über die jeweiligen Geschäftsstellen noch möglich.