Der erste Tag der zweiten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn ist am Dienstag nach sieben Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Der Verhandlungsführer der DB AG sah sich nicht in der Lage, ein Angebot vorzulegen, das auf die Forderungen der EVG eingeht.
„Wir haben die Deutsche Bahn aufgefordert, umgehend nachzubessern. Wir bleiben mit der Großen Tarifkommission der DB AG in Fulda am Verhandlungsort, am Dienstag und am Mittwoch, wenn nötig auch bis Freitag. Es liegt am Arbeitgeber, dass wir endlich ins Verhandeln zu kommen“, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Die DB AB habe zuvor eine nachhaltige Lohnerhöhung angekündigt. „In der von uns geforderten Laufzeit ist keine Tabellenerhöhung vorgesehen. Das, was uns jetzt vorgelegt wurde, ist aus Sicht unserer Tarifkommission nicht verhandlungsfähig."
Weiterhin fehle zur Entlastung der unteren Lohngruppen eine Mindestkomponente. „Die erste angebotene Entgeltsteigerung in Höhe von 5 % Mitte 2024 bedeutet beispielsweise für die Stewards Bordgastronomie lediglich 120 Euro Lohnsteigerung. Für viele Mitarbeitende im Dienstleistungsbereich liegt der Betrag sogar noch darunter. Eine 27-monatige Laufzeit ist für uns zudem inakzeptabel."
Eine 27-monatige Laufzeit ist für uns inakzeptabel.
Nicht gelöst sei auch die Frage des Mindestlohns, so Loroch: „Weiterhin sollen alle Lohnerhöhungen mit dem gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro verrechnet werden, sodass am Ende für die untersten Lohngruppen überhaupt keine Lohnerhöhung mehr übrigbleibt. Hinzu kommt, dass die DB AG immer noch darauf beharrt, bei den Busgesellschaften regional unterschiedliche und damit deutlich niedrigere Tarifabschlüsse erzielen zu wollen. Das lehnen wir ab. Unsere Forderungen gelten für alle Unternehmen, mit denen wir verhandeln".
Der angebotene Inflationsausgleich ist für die Kolleginnen und Kollegen so hilfreich wie ein Würfel Eis in der Wüste.
Zum neuerlichen Angebot einer Inflationsausgleichszahlung erklärte EVG-Tarifvorstand Cosima Ingenschay: „Der angebotene Inflationsausgleich in Höhe von 2.850 Euro ist für die Kolleginnen und Kollegen so hilfreich wie ein Würfel Eis in der Wüste. Der schmilzt ruckzuck weg, die Probleme aber bleiben. Deshalb wollen wir eine dauerhafte monatliche Lohnerhöhung. Andere Unternehmen, mit denen wir verhandeln, bieten das bereits an. Warum die DB AG das nicht schafft, ist uns völlig unverständlich".
In Fulda haben am Morgen noch einmal rund 80 Kolleginnen und Kollegen aus dem Werk Fulda für unsere gemeinsamen Forderungen demonstriert. „Unsere Kampfbereitschaft ist nach wie vor groß“, bilanzierte die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay vor den Beschäftigten mit Blick auf die zurückliegenden beiden Warnstreiks. „Und das wird auch so bleiben, wenn man unsere Forderungen weiterhin ignoriert und Vorschläge vorlegt, die nichts mit unseren Forderungen zu tun haben.“
Thomas Kollmus von der RAB in Ulm forderte die uneingeschränkte Solidarität mit den RAB-Beschäftigten ein. Das Unternehmen hatte den Arbeitgeberverband AGV MOVE verlassen – offenbar in der Hoffnung, einen geringeren Abschluss zu erzielen. „Unsere Forderungen bleiben bestehen“, so Thomas. „Auch für uns gilt: Was ist vernünftig? 650! Bleibt solidarisch mit uns!“
Auch EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch übte noch einmal scharfe Kritik am Vorgehen der RAB. „Ein Arbeitgeber, der sich in Bundeshand befindet, sollte mit gutem Beispiel vorangehen, was gute Arbeitsbedingungen betrifft. Stattdessen müssen wir uns mit Tarifflucht auseinandersetzen. Das ist unglaublich."