Die Zentrale Fachgruppe Infrastruktur vereinigt Kolleginnen und Kollegen verschiedener Berufsbilder. Einige Probleme sind ihnen allen gemeinsam.
„Wegen Gleisbauarbeiten an der Linie S 6 in den Nächten…“ - so lauten die Meldungen, die den Bahnreisenden gelegentlich daran erinnern, dass hinter einer funktionierenden Infrastruktur viel Arbeit und vor allem viele arbeitende Menschen stehen. Die Maxime ist natürlich immer: so wenig Beeinträchtigung für den Kunden wie möglich. Damit das funktioniert, müssen wie bei einem Uhrwerk alle Zahnräder perfekt in einander greifen.
Wie hoch die Belastung für alle Kolleginnen und Kollegen ist, kann man sich vorstellen, denn auch wenn der Reisende davon so wenig wie möglich spürt: Bei der Bahn wird immer gebaut und das auch an mehreren Stellen gleichzeitig während einer Schicht.
Die Zentrale Fachgruppe Infrastruktur hat den Anspruch, im Zusammenspiel mit den Betriebsgruppen und der betrieblicher Interessenvertretung, die Interessen der Kolleginnen und Kollegen in diesem komplexen Umfeld zu vertreten. Das spiegelt sich auch in ihrer Struktur: „Einerseits führt die spezifischen Arbeitssituation zu ganz konkreten Problemen für die unterschiedlichen Berufsgruppen“, erläutert Sprecher Michael Schönberger. „Deshalb haben wir innerhalb der Fachgruppe gezielt Ansprechpartner benannt, z. B. für Fahrdienstleiter, die BZen, Instandhaltung- und Instandsetzung, die administrativen und operativen MA und auch die Bezirksleiter.“ Andererseits aber funktioniert Infrastruktur nur als Zusammenspiel. „Deshalb war es uns wichtig, innerhalb der EVG eine gemeinsame Fachgruppe zu bilden und den Austausch und die Zusammenarbeit sicherzustellen.“
Inhaltlich hat die Fachgruppe daher derzeit folgende Themenschwerpunkte:
•Arbeitsbedingungen, z. B. auch alters- und alternsgerechte Arbeitsorganisation, um Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten, und ein funktionierendes Gesundheits-management.
•Arbeitszeit: besonders auch unter den Gesichtspunkten des demografischen Wandels. Zur Balance von Arbeit und Privatleben wird die Fachgruppe im Juni einen Workshop durchführen.
•Tarifliche Weiterentwicklung, hierzu gehören neben den vorgenannten Punkten auch Fragen der Entgeltstruktur
•Politische Themen: wie die Trennung von Netz und Betrieb, die massive Auswirkungen auf die Kolleginnen und Kollegen hätte.
Die große Herausforderung ist derzeit der signifikante Personalmangel in fast allen operativen Stellen. „Es fehlen deutschlandweit bis zu 1.000 FdL, in den Arbeitszeitkonten stehen mehr als 1 Mio. Stunden Mehrleistungen und rund 60.000 Tage alter Urlaub, 2% aller Schichten fallen jedes Jahr aus, der geplante und genehmigte Urlaub wird gestrichen oder immer wieder verschoben, was für die Kolleginnen und Kollegen noch zusätzliche Belastung bedeutet“, sagt Berthold Hillebrand, Mitglied des GBR Netz. „Die Auszahlung von Mehrleistung oder die Umbuchung in das Langzeitkonto verbessert zwar die Statistik des Arbeitgebers, ändert aber nichts an der prekären Personalsituation im operativen Betriebsdienst.“
Ein Thema, bei dem der GBR jetzt eine wichtige Vereinbarung mit dem Arbeitgeber erzielen konnte, so Veit Sobel, stv. Vorsitzender des GBR Netz: „Die Netz AG hat sich verpflichtet, Sorge zu tragen, dass die Überzeiten und der alte Urlaub nicht weiter zunehmen und ab 2014 ein kontinuierlicher Abbau gewährleistet ist.“ Dabei ist Personalmangel nicht nur im Betrieb ein Problem. „Für den Bereich Instandhaltung und Instandsetzung wird der Personalmangel zunehmend schwierig“, stellt Klaus Obst, Ansprechpartner der Fachgruppe für Instandhaltung und -setzung dar. „Dazu kommt, dass man hier in der Regel Durchschubqualifizierungen über mehrere Jahre hat.“
Hier wird auch die Fachgruppe weiter den Finger in die Wunde legen. Und das immer auch in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem GBR, denn „die Fachgruppe will die Arbeit des GBR unterstützen und versteht sich hier auch als Impulsgeber“, betont Michael Schönberger. So ist die Zusammenarbeit von Fachgruppe und betrieblicher Interessen-vertretung auch in der aktuellen Vorbereitung des Aktionstages sehr eng, der am 19. September die Fahrdienstleiter und FDL/BZ im Fokus haben wird.