Es ist schwer, einen Anfang zu finden, wenn man einen Artikel als Sprecher der Fachgruppe Bahnbau schreiben soll. Es gibt da aber einen einfachen Trick. Man schaut mal in den Tiefen des eigenen Rechners nach. Da liegen so manche Megabyte an Org.-Weisungen und Rückschriften dazu, Bilder, Protokolle, und auch Interessenausgleiche, Unterlagen zu Verkäufen, die dann, weil wir uns als Gewerkschaft geregt haben, nicht stattgefunden haben und vieles, vieles mehr.
Ein Bild hat es mir dabei besonders angetan. Das ist ein Plakat aus der Demo vor der Konzernzentrale am Ende des vergangenen Jahrtausends. Darauf steht “Wir lassen uns nicht verdreschern“ (Urheber des Plakates bekannt). Es ging darum, den damaligen Geschäftsbereich Bahnbau platt zu machen -- und den Auftrag hatte eben ein Herr Drescher. Wir hatten da mal ganz kurzfristig eine Demo aus dem Boden gestampft weil wir das nicht wollten. Warum wohl?
Schon einige Zeit vorher beginnend 1993 bis 1995, hatte es Arbeitgeberentscheidungen zu Verkäufen und Rückkäufen gegeben, wie z.B. der damaligen DGT zur Firma Knape und wieder zurück, oder aber der Verkauf des Schienenschweißwerkes in Bützow (heute zu) und 1993 die Ausgliederung des Ibb –heute wieder bei uns - die kein normaler Bau-Eisenbahner verstehen konnte. Der einzige Weg der AG-Seite, um Schienenwege instand zu setzen, hieß offensichtlich: Personalabbau um jeden Preis. Das hieß damals „Zukunftsorientierte Managemententscheidung“. Da fällt mir immer der Spruch mit den Bauleitern und den Zitronenfaltern ein …!
Wenn man mal die Historie des Bahnbau aufarbeitet, muss man ein Buch schreiben und keinen Artikel, denn dieses Bild beschreibt nur eine von vielen Episoden der letzten zwei Jahrzehnte.
Also weg mit dem Schrott – wir leben doch im Jetzt?? Das wäre zu einfach! Um über das „heute“ im Bahnbau zu schreiben, darf man das in der Zeit vorher gewesene nicht vergessen. Weil vieles, was uns heute noch drückt, Auswirkungen der Vergangenheit sind. Beispiele gibt es genug. Man kauft für teuer Geld einen neuen Umbauzug, ändert danach auf der Auftraggeberseite die Geschäftsprozesse, und baut wieder mehr konventionell um. So was geht schnell, und sicher aus Sicht der Auftraggeberseite ist das auch richtig, aber der Umbauzug kostet (auch wenn er steht). Oder man schafft eine hypermoderne und teure Fahrleitungsumbaumaschine (FUM) an, wenn diese dann nach vielen Anlaufschwierigkeiten läuft schafft man sie irgendwie per Org.W. zum Netz und dort steht sie offensichtlich auch rum. Das sind nur kleine Beispiele, die aber eben große Wirkung entfalten.
Die Wirkung ist im Betriebsergebnis und besonders in der Meinung der Betroffenen zu solchen zukunftsorientierten Managementdingen abzulesen.
Vieles ist da nicht optimal gelaufen in den letzten Jahren und das bestimmt nicht nur bei den Maschinen. Gut dort ist es nicht so schlimm die haben ja kein soziales Umfeld (oder noch nicht?). Viel schlimmer war es bei den Menschen. Mehrfaches Hin und Her zwischen Netz und Bahnbau, Verkaufsabsichten, Quasi Verkäufe und Rückkäufe Schließungsabsichten usw. und so fort. Ständiges Hin und Her macht eben nicht sicher, sondern unsicher. Und eine unsichere Zukunft macht noch unsicherer.
Was unsere Mitarbeiter/innen wollen, ist zuallererst soziale Sicherheit. Und die kann sich nur in einem entsprechend entwickeltem Umfeld entwickeln. Was wir hatten, war das nicht!
Alles sollte besser werden mit der Verschmelzung der vier großen eh. Bahnbau Betriebe DGT, Ibb, DBG und Bahnbau GmbH. Und zwar von Heute auf Morgen. Verschmelzen, neue Tarife, dann schnell noch eine Neuorganisation als Org.W. hinterher und dann soll das Ganze auch schon funktionieren und ordentlich Kohle abwerfen. So war es immer und es ist wieder so.
Wann endlich werden Verantwortliche begreifen, dass es Prozesse geben muss, die Zusammenwachsen heißen? Nichts geht dort im Selbstlauf. Und nicht von Heute auf Morgen. Und wenn dieser Prozess des Zusammenwachsens durch weitere Org.W. immer wieder gestört wird, und einige innerhalb der BBG eben auch lieber wie immer ihr eigenes Ergebnis zuerst sehen, dann wird das nie was, oder dauert eben entsprechend lange. Echtes Zusammenwachsen sieht anders aus. Es ist ein Witz. Wenn es mal gemeinsame Bauvorhaben gibt, wird zuerst darüber gestritten, wie die Kohle verteilt wird und nicht wie man das Vorhaben möglichst effizient und gemeinsam abwickeln kann.
Wir haben hier einen Vorschlag. Ändert doch die Verträge der Verantwortlichen.
Ganz oben steht das Konzerninteresse, dann das Interesse der BBG und ganz zuletzt kommt die Kostenstelle. Wäre das nicht logischer? Auch unlogisch ist folgendes: Wieso müssen wir eigentlich, wenn wir innerhalb des Konzerns leisten, Gewinn machen, um diesen dann wieder am Ende des Jahres über die Mutter Netz AG zurück an den Konzern geben? Das verstehe, wer will oder kann.
Von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Was braucht die BBG? Zuerst mal Ruhe im Laden. Vertrauen untereinander und stabile und auf gegenseitiger Fairness und Achtung stehende Beziehungen zu den Auftraggebern. Und das ist ganz allgemein gesehen immer der Konzern DB AG. Wir brauchen die Einhaltung der Konzernregularien wie Insourcing und Kontrahierungsgebot. Viel zu oft müssen wir uns fragen, wieso baut hier ein Dritter, und wir stehen am Rand und verbrauchen auch Konzerngeld. Wir wollen keine Sonderbehandlung, sondern Einhaltung von Regeln, die wir als Gewerkschaft mit erstritten haben. Auch wir sind Eisenbahner und wollen es auch bleiben. Aber eben nicht Eisenbahner 2. Klasse.
Insofern, wenn man Herrn Grube richtig versteht, will er die Eisenbahnerfamilie wieder aufbauen. Ein guter Ansatz. Wir sind dabei. Als Bahnbaufamilie und als Teil von allem. Aber, lieber Herr Dr. Grube, auch das braucht Zeit. Zuviel Vertrauen ist den Bach oder den Fluss runter gegangen wie bei der jetzigen Flut. Und das Hin und Her bei der Mitarbeiterbeteiligung für das Ergebnis 2012 tut auch nicht gerade Gutes. Ankündigungen sollten Taten folgen.
Auch unser Bahn Bau Tarifvertrag muss entwickelt werden. Entstanden aus der Verschmelzung mit Nachteilen und auch Vorteilen (eher weniger). Man sollte endlich einmal begreifen das Monteure die bundesweit unterwegs sind, mit 36 € pauschaler Auslösung viel zu wenig bekommen. Da ist die Verpflegung und Übernachtung drin! Die Jungs geben ja quasi Ihre Familie auf. Da gilt es, endlich Anreize zu schaffen, damit wir es nicht mit einer aussterbenden Spezies zu tun haben.
Und Erschwerniszuschläge – die gibt es nicht mehr. Meine Empfehlung an die AG: mal einen Schweißerhelm mit Zwangsbelüftung tragen. Nur eine Stunde und danach sollten wir dann verhandeln. Die härtere Variante wäre Sandstrahlen, aber wir sind ja gar nicht so.
Mindestlohn Bau - ist es in unserem Konzern eigentlich erklärbar, wieso wir unter bestimmten Bedingungen drunter liegen? Auf dem Weg zum besten Arbeitgeber?
Da sollte man schnell Klarheit schaffen, auf EU-Urteile zu warten, kann lange oder zu lange dauern.
Fachkräfte gehen eben dort hin wo die Arbeitsbedingungen besser sind, wo soziale Sicherheit herrscht, wo man die Familie öfter sieht oder eben entsprechend verdient wird. Das kann ja sogar gleich um die Ecke im Konzern sein.
Als Fachgruppe wollen wir an all den Themen dranbleiben. Im Sinne unserer Mitglieder darauf hinwirken, dass die Mitarbeiter entsprechende Arbeitsbedingungen erhalten und wir eben nicht das fünfte Rad am Konzernwagen sind, sondern notwendiger Teil des Ganzen. Ein wichtiges Thema für die Fachgruppe sind natürlich die tariflichen Themen. An der Entwicklung der Forderungen der aktuellen Tarifrunde bei der BBG hat die Fachgruppe daher auch maßgeblich mitgewirkt. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Demografie TV – ein weites Feld bei uns - aber auch hier gilt, das ist ein Prozess der Änderung auch im Denken. Besonders auch vieler Führungskräfte.
Deshalb nie und nimmer von heute auf morgen zu großen Erfolgen zu führen.
Denn der meiste Schulungsbedarf liegt hier auf der Arbeitgeberseite. Was uns nicht daran hindern sollte, anzufangen. Am besten gemeinsam.