Achim Schraml ist seit Juni neuer Sprecher der zentralen Fachgruppe Busverkehr. Im imtakt-Interview beschreibt er seine Ziele.
Achim, wo sieht du die drängendsten Probleme in der Bus-Branche?
Der Ausschreibungswettbewerb wird immer noch auf dem Rücken der Beschäftigten, vor allem der Busfahrer ausgetragen. Am Ende entscheidet der Preis, und der kann nur über die Personalkosten erzielt werden. Aber eigentlich müsste die Qualität zählen! Zweiter Punkt ist, dass Busfahrer meines Erachtens zu gering bezahlt sind, gemessen an dem, was sie leisten. Manche Bahnbusgesellschaften haben schon Schwierigkeiten, gute Busfahrer zu finden. Irgendwann ist halt die Grenze erreicht. Wenn aber die guten Leute gehen, dann sinkt die Qualität.
Wäre die Anwendung der EU-Verordnung 1370 eine Möglichkeit?
Ich denke ja. Die 1370 regelt ja: Wenn ein neuer Betreiber die Beschäftigten übernehmen würde, müsste er das zu den gleichen Konditionen wie der Altbetreiber tun. Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung eines fairen Marktes.
Was hat die zentrale Fachgruppe Busfahrdienst bisher erreicht?
Das Wichtigste ist sicherlich der DemografieTV. Wir haben dafür gekämpft und am Ende auch erreicht, dass die Beschäftigungssicherung auch für die Busgesellschaften gilt. Das war eine lange und zähe Auseinandersetzung.
Was ist dein Ansatz als neuer Sprecher der zFG?
Ich will bundesweit alle Betriebsrats- und EVG-Betriebsgruppengremien vernetzen. So dass alle immer wissen, was irgendwo in Deutschland los ist. Die betroffenen Gremien geben ihre Informationen, ihre Erfahrungen weiter, so dass wir dann entsprechend reagieren können. Es gibt ja bereits Beispiele, wo Billigtöchter ausgegründet wurden, dann haben die keine Fahre gefunden und am Ende hat die DB doch wieder mit der Bestandsgesellschaft angeboten. Diese Erfahrungen können wir ausnutzen. Vielleicht können wir so einige Dinge verhindern oder vielleicht sogar etwas erreichen. Der Mensch muss etwas wert sein, dafür kämpfe ich. Und Vernetzung ist eine Möglichkeit, diesen Kampf ein bisschen leichter zu machen.
Du hast selbst als Busfahrer gearbeitet. Wie würdest du diesen Beruf beschrieben? Busfahrer ist man aus Überzeugung. Man muss Spaß im Umgang mit Kunden haben, man hat auch ein kleines Stückchen Selbständigkeit. Ich bin jetzt freigestellter Betriebsrat und ich muss sagen: Das Fahren fehlt mir schon.
Aber der Beruf hat auch viel Stresspotenzial…
Auf jeden Fall. Du hast ständig zunehmenden Verkehr, musst aber die Fahrpläne einhalten. Auch die Dienstpläne sind eng gestrickt. Und es fehlt an Wertschätzung. Auch in der Bevölkerung ist Busfahrer kein angesehener Beruf - viele wissen aber auch gar nicht, was dahinter steckt, welche Verantwortung man zum Beispiel trägt. Und die Bezahlung ist gering. Da hast du 14-Stunden-Schichten, aber es werden nur 8 Stunden bezahlt. Wenn du das genau ausrechnet, kommst du grade mal auf den Mindestlohn. Jahrelang ist die Schraube immer nur nach unten gedreht worden
Du bist Betriebsrat, jetzt auch Fachgruppensprecher. Was ist deine persönliche Motivation, dich so zu engagieren?
Ich versuche immer, Dinge miteinander zu verbinden, um sie zu verbessern, um auch daraus zu lernen. Ich bin auch ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht, und auch da lerne ich ständig. Und die Erfahrungen aus der Fachgruppe sind auch für uns als Betriebsräte wichtig und nützlich. Und ich bin halt ein Menschenfreund.