Die zentralen Fach- und Berufsgruppen sind ein zentrales Strukturelement der EVG. In lockerer Folge stellen sie sich und ihre Themenschwerpunkte in der imtakt vor. Diesmal: die zentrale Fachgruppe Güterverkehr.
Die Güterbahn hat verloren. Nach Pferdebahn, Dampfross und E-Lok scheinen die Zeiten jetzt auch für den Güterverkehr auf der Schiene vorbei. Die Kunden bevorzugen den LKW, der Wettbewerb unter den Eisenbahnverkehrsunternehmen ist unfair, die Politiker tun sich schwer mit Subventionen, eine Lobby haben nur die anderen.
Die zentrale Fachgruppe Güterverkehr schließt sich diesem Abgesang nicht an. „In unserer Fachgruppe kommen Beschäftigte aus dem Bahn-Konzern, DB-Töchtern und NE-Bahnen zusammen. Und alle sind wir von Herzen Eisenbahnerinnen und Eisenbahner“, so deren Sprecher Jörg Hensel.
Mit diesem Gefühl geht man an die selbst gesetzten Themen ran: Beschäftigungs-bedingungen verbessern, verkehrspolitische Rahmenbedingungen beeinflussen, innerhalb unserer Gewerkschaft den Güterverkehr positionieren.
Besonders die Beschäftigungsbedingungen haben die Kolleginnen und Kollegen aus der Fachgruppe im Blick. „Wir setzen uns für die strikte Einhaltung von Mindestarbeits-bedingungen in Deutschland und Europa ein“, sagt Wilfried Tinat, OHE-Betriebsratschef, mit Nachdruck. „Wir verurteilen Verstöße und Unterwanderungen von Arbeitsbedingungen. Gute Arbeit ist möglich, trotz steigender Konkurrenz mit dem LKW und steigendem Wettbewerb zwischen den Unternehmen des Schienengüterverkehrs.“
Mit dem Verein mobifair arbeiten Mitglieder der Gruppe für diese Forderungen zusammen. Der Verein forciert mit dem Projekt „Faire Zugfahrt ohne Grenzen“ ein einheitliches, elektronisches Kontrollsystem inklusive „Bußgeldkatalog“. Ohne Kontrollen werden weiter Lokführer mit viel zu langen Fahrzeiten und teils ohne die geforderte Eignung und Befähigung unterwegs sein. Ebenso finden Zugfahrten ohne ausreichende wagentechnische Untersuchung und Bremsproben statt.
Aktuell thematisiert die Fachgruppe die Hausforderungen der Zukunft. Wohin geht die Reise bei technischen Innovationen im Güterverkehr? Führerlose Lok, Rolling Stock Intelligence, elektronische Deichsel für LKWs – stetig finden Veränderungen durch System-, Fahrzeug-, Infrastruktur- und Prozessinnovationen statt. Welche Auswirkungen neue Technologien haben, ob sie Fluch oder Segen sind, das wird die Fachgruppe für Betriebsräte und Gewerkschaftsmitglieder erarbeiten. „Für eine selbstbestimmte Teilhabe am Wandel der Arbeitswelt ist die Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukunftsentscheidend“, stellt Jörg Hensel fest. Gerne möchte die Fachgruppe die Kolleginnen und Kollegen dahingehend aktivieren, den technischen Fortschritt mitzugestalten, diese Thematik für sich zu beanspruchen, sich einzubringen und eine eigene Position zu entwickeln. Daher haben die Interessenvertreter von DB Schenker Rail eine Handlungsempfehlung für Betriebsräte im Innovationsprozess veröffentlicht. Darin sind die Chancen und die Risiken sowie mögliche Handlungsoptionen und Gestaltungsmöglichkeiten übersichtlich dargestellt.
Phoenix aus der Asche, das ist das Leitmotiv der Fachgruppe für den Güterverkehr. Etwas, was schon verloren geglaubt war, erscheint in einem neuen Glanz. Mit diesem Motto setzen sie sich aber auch einen Impuls für ihre eigene Fachgruppenarbeit. Es gilt, mit der EVG Gemeinschaft zu leben, den Austausch zu fördern und sich gegenseitig zu unterstützen.