Offener Brief an alle EVG-Mitglieder bei der DB AG: Beteiligt Euch an der Urabstimmung!
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, nach einer langen und intensiven Tarifauseinandersetzung mit der DB AG, die im Juli in der Schlichtung gemündet ist, habt Ihr jetzt die Möglichkeit zu entscheiden, ob die Schlichtungsempfehlung angenommen wird oder ob wir in einen unbefristeten Streik gehen.
Die Schlichtungsempfehlung findet ihr hier im passwortgeschützten Bereich. Nach ausführlicher kritischer Bewertung empfiehlt der EVG-Bundesvorstand die Annahme der Schlichtungsempfehlung. Die Gründe sind vielfältig.
In dem Schlichtungsergebnis sind viele von der EVG erstrittene Verbesserungen enthalten, die bei einer Annahme der Schlichtungsempfehlung umgesetzt würden:
Dank der großen Solidarität in dieser Tarifrunde, bei der die Starken für die Schwächeren mit einstehen, konnte die Problematik des gesetzlichen Mindestlohns gelöst sowie eine weitestgehende regionale Angleichung bei verschiedenen Dienstleistungsunternehmen erreicht werden. Das bedeutet für viele Kolleginnen und Kollegen in den unteren Entgeltgruppen spürbare, zum Teil überproportionale Lohnerhöhungen.
Als allgemeine Entgelterhöhung konnten wir einen Festbetrag von 410 Euro durchsetzen: 200 Euro kommen zum Dezember 2023 und weitere 210 Euro zum August 2024. Das sind für viele Kolleginnen und Kollegen deutlich mehr als 12 Prozent.
Die dynamischen Zulagen werden parallel zu den Tabellenentgelten um insgesamt 8 Prozent erhöht.
Teil des Schlichterspruchs ist zudem eine steuer- und beitragsfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro, die bereits im Oktober fließen würde.
Wir haben in den Tarifverhandlungen erfolgreich verhindert, dass der Arbeitgeber DB Cargo und die DB Regio Busgesellschaften aus der gemeinsamen Tarifrunde herauslöst, um schlechtere Regelungen zu vereinbaren. Stattdessen konnten wir sicherstellen, dass diese Kolleginnen und Kollegen auch vom vorgeschlagenen Festbetrag profitieren.
Gleichzeitig ist es gelungen, den Einstieg in strukturelle Verbesserungen zu schaffen. Das betrifft zum Ende der Laufzeit am 31. März 2025 Anpassungen der Entgelttabellen bei den Funktionsgruppen 1, 3 und 5, die dauerhaft für die nächsten Entgeltrunden wirksam sind und rund 70.000 Kolleginnen und Kollegen noch einmal spürbar mehr Geld bringen.
Bereits jetzt haben wir im Bundesvorstand beschlossen, die Tarifverhandlungen 2025 hinsichtlich der Funktionsgruppen 2 und 6 zu führen, mit dem Ziel diese entsprechend im gleichen Maße anzupassen. Darauf aufsetzend wollen wir alle Funktionsgruppen – auch die Funktionsgruppe 4 – weiterentwickeln, wenn im nächsten Schritt auch die Tätigkeitsgruppenverzeichnisse gesamthaft auf die veränderten Anforderungen angepasst werden.
Wir haben in den Verhandlungen wichtige tarifpolitische Errungenschaften gesichert, die der Arbeitgeber in Teilen oder sogar vollständig abschaffen wollte, wie das EVG-Wahlmodell, die besondere Teilzeit im Alter, die Regelung zum Verfall von Minderleistung, die Wahlmöglichkeiten bei der Entgeltauszahlung sowie die Fonds Soziale Sicherung (FSS) und Wohnen und Mobilität (Wo-Mo-Fonds).
Das erreichte Gesamtvolumen, das nun nach harten Verhandlungen und der Schlichtung auf dem Tisch liegt, ist das bisher höchste in unserer Gewerkschaftsgeschichte.
Wichtig ist mir abschließend: Wir werden uns als EVG nach dieser besonders herausfordernden Tarifrunde sachlich, transparent und kritisch mit den Themen Information, Kommunikation und Struktur befassen.
Fest steht auch: Wenn sich mindestens 75 Prozent der abstimmenden Mitglieder für einen unbefristeten Streik aussprechen, werden wir diesen konsequent führen. Dieser erfolgt dann auf Grundlage unserer bekannten Forderungen zum Entgelt und der Entgeltstruktur. Alle bisher erreichten Verbesserungen, die sich im Schlichtungsergebnis wiederfinden und weit über eine reine Lohnerhöhung hinausgehen, wären damit aber erstmal wieder weg - ebenso wie die im Schlichtungsergebnis enthaltenen Entgelterhöhungen.
Bitte beteiligt Euch an der Urabstimmung, damit wir ein breit getragenes Ergebnis bekommen.
Mit solidarischen Grüßen
Euer Martin Burkert